Lassen Sie uns 2020 zu einem guten Jahr für unsere Wälder machen

Rede der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft Julia Klöckner im Deutschen Bundestag

Es gilt das gesprochene Wort!

Wir brauchen den Wald – aber der Wald braucht auch uns

Unser Wald lehrt uns, in Generation zu Denken und zu Handeln. Ein Baum, der heute gepflanzt wird, kann achtzig Jahre und länger unserem Wohl dienen.

Unser Wald ist ein Multitalent: Tieren und Pflanzen bietet er Lebensraum, Nahrung und Schutz. Er liefert uns Holz, Erholung, frische Luft und sauberes Wasser. Der Waldboden nimmt den Regen auf und verhindert so, dass Hochwasser entstehen. Im Waldboden wird das Wasser gefiltert und gespeichert.

Wälder sind schlichtweg unsere Grüne Lunge, sie speichern das klimawirksame Kohlendioxid (CO2). Jeder Baum, den wir heute nicht pflanzen, ist ein Versagen - das die nächste Generation zu spüren bekommt.

Wir brauchen den Wald heute und morgen:

  • Knapp ein Drittel der Landfläche Deutschlands ist bewaldet. Das sind 11,4 Millionen Hektar.
  • Er gibt mehr als einer Million Menschen, gerade auf dem Land, Arbeit und Einkommen.
  • Wenn wir unseren Wald nicht hätten, würden die Gesamtemissionen an CO2 um 14 Prozent höher ausfallen.

Wir brauchen den Wald. Aber der Wald braucht auch uns!

Wir stehen am Ende eines schwierigen Jahres für unsere Wälder. Wetterextreme und Klimawandel haben massive Spuren hinterlassen, die Bäume nachhaltig gestresst und anfällig gemacht für Schädlinge: Stürme, Trockenheit und Wassermangel, Waldbrände, Befall von Borkenkäfer oder Eichenprozessionsspinner - 180.000 Hektar Wald wurden geschädigt. Das entspricht 250.000 Fußballfeldern. 105 Millionen Festmeter Schadholz sind seit Herbst 2017 angefallen. Der Holzmarkt ist eingebrochen, ein massiver Preisverfall, Probleme mit Lagestätten, hohe Aufarbeitungskosten: Die Waldbesitzer durchleben schwierige Zeiten.

Ich bin allen, die im und mit dem Wald arbeiten, dankbar für ihren Einsatz. Es ist ein Einsatz für uns alle!

Danke an die Waldbesitzer. Denn 48 Prozent des Waldes sind im Privateigentum. Waldbesitzer haben viel Geld investiert. Und sie haben viel Geld verloren. Deshalb finde ich das Gerede mancher Grünen unerträglich, die den Waldbesitzern Ausbeutung der Wälder und Holzplantagenbau vorwerfen. Wer ihnen die notwendige Unterstützung jetzt verweigert, versündigt sich an den Kindern und Kindeskindern. Denn einfach die Hände in den Schoss zu legen und allein nur auf Naturverjüngung oder Verurwaldung zu warten, ist unverantwortlich.

Und so wichtig der Wald für uns ist, so wichtig ist die Forstwirtschaft für den Wald: Seit Generationen verjüngt, pflegt und bewirtschaftet und baut sie unsere Wälder sinnvoll um. Wer dem Wald jetzt nicht aktiv wieder auf die Beine hilft, der schiebt den Klimaschutz auf die lange Bank.
Lassen Sie uns 2020 zu einem guten Jahr für unsere Wälder machen. Deshalb nehmen wir auch so viel Geld in die Hand und gehen planvoll vor. Eine Generationenaufgabe.

Pragmatisch und unideologisch gehandelt

Wir als Bundesregierung und die Große Koalition haben umgehend, pragmatisch, unideologisch und vorausschauend gehandelt. 11 Punkte:

  1. Wir haben bereits 2018 in dem Föderinstrument GAK (Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz) eine neuen Maßnahmengruppe zur Bewältigung von Extremwetterfolgen im Wald im Förderbereich Forst eingeführt. Im Haushalt 2019 haben wir ihn mit mehreren Millionen Euro ausgestattet. Somit konnten schon sehr früh Unterstützungsmittel abfließen in den Ländern für erste Schadensbeseitigungen - aber auch zur Prävention und Anpassung der Wälder.
  2. Für steuerliche Erleichterungen haben wir gesorgt bei Schadholz und für besonders stark betroffene Forstbetriebe.
  3. Wir haben bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank Kredite für Waldeigentümer zu günstigen Konditionen in einer neuen Fördersparte gebündelt und erweitert.
  4. Für Erleichterungen bei Abtransport und Lagerung beim Kalamitätenholz haben wir gesorgt - sei es mit dem Aussetzen des Kapotageverbotes oder bei der Transportmengenbegrenzung pro LKW oder bei Finanzierungen von Lagestätten.
  5. Danke unserer Bundeswehr und unserer Bundesverteidigungsministerin! Denn mithilfe der Bundeswehr konnte an vielen Orten das Käferholz schnell aus den Wäldern abtransportiert werden, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.
  6. Wir alle wissen, dass das bis dahin vorgesehene Geld nicht ausreichen würde. Deshalb habe ich mich mit Nachdruck dafür eingesetzt, dass aus dem Klimafonds Geld fließt. Mit Erfolg. Über eine halbe Milliarde zusätzlich (547 Millionen Euro ) für die kommenden vier Jahre. Zusammen mit der Ko-Finanzierung der Länder stehen allein aus der GAK rund 800 Millionen Euro für unsere Wälder zur Verfügung. Das ist nachhaltige Zukunftsinvestition!
    • Damit unterstützen wir die Räumung von Schadholz - und damit ist nicht die Totalräumung des Totholzes gemeint wie einige aus der Opposition behaupten. Das wäre ökologisch auch nicht sinnvoll.
    • Mit dem Geld unterstützen wir Lagerhaltungen.
    • Wiederbewaldung, Aufforstung, Waldumbau und Prävention finanzieren.
  7. Und unsere Walforschung geht weiter zur Anpassung der Wälder an den Klimawandel, zur Sicherung der Kohlenstoffspeicherung und Erhöhung der CO2-Bindung von Wäldern.
  8. Wir haben alle, die mit dem Wald befasst sind, an einen Tisch gebracht. Zum Nationalen Waldgipfel habe ich eingeladen und mit allen Beteiligten gemeinsam beraten, wie die Gelder am besten und am schnellsten im Wald ankommen.
  9. Mit unseren „Eckpunkten zu Deutschlands Wald im Klimawandel“ haben wir dafür die Richtung vorgegeben. Um den Wald an den Klimawandel anzupassen müssen stabile, mehrschichtige Mischwälder weiter angelegt werden - standortangepasst. So wird unser Wald naturnah auf verschiedenen Klimaszenarien eingestellt.
  10. Und wir begleiten den Prozess der Umsetzung engmaschig. Die Auswahl der der Baumarten für Umbau und Wiederaufforstung geschädigter Flächen erfolgen und auf fachlicher Grundlage. Übrigens: In den zurückliegenden Jahren sind im Schnitt jährlich bereits über 23 000 ha Wald umgebaut worden!
  11. In der vergangenen Woche haben wir gemeinsam mit den Ländern die GAK angepasst und damit wichtige Empfehlungen aus dem Waldgipfel aufgegriffen.

Entschieden wurde unter anderem:

  • Kleine Waldbesitzer bekommen höhere Fördersätze;
  • Die Entnahme von befallenen und befallsgefährdeten Bäumen ist förderfähig, genauso die Wiederbewaldung aus Naturverjüngung.
  • Bei Wiederaufforstungen ist ein hinreichender Anteil standortheimischer Baumarten einzuhalten.
  • Und Nadelreinbestände sind nur noch in begründeten Ausnahmefällen förderfähig.

Wir haben uns auch auf einen Schlüssel für die Verteilung der zusätzlichen Mittel geeinigt, der sich an der förderfähigen Waldfläche orientiert.

Forschung, Monitoring, Systematische Vorgehen statt abwarten

Wir müssen aber noch mehr wissen. Deshalb wollen wir Forschung zu geeigneten, klimaresilienten Baumarten und Herkünften weiter ausbauen.
Wir wollen gemeinsam mit den Ländern für die Grünen Berufe, für das Fachpersonal im Forst werben.

Wir müssen Schäden systematisch erfassen – auch um zu wissen, was wirkt. Dazu bauen wir zusätzlich zu den bestehenden Monitoringsystemen eine systematische Erfassung der Waldschäden durch Sturm, Käfer und Dürre auf nationaler Ebene auf.

Wir müssen Holz, da es langfristig CO2 bindet, stärker nutzen. Stärker auf Bauen mit Holz setzen, uns intensiver auf die Suche nach neuen, innovativen Verwendungsmöglichkeiten von Laubholz machen.

Nicht Abwarten ist das Gebot der Stunde, sondern Handeln. Mit Plan und Erfolg!

Erschienen am im Format Rede

Ort: Berlin


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