Der Wald ist kein Nice-to-have, er ist ein Must-have

Rede der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft Julia Klöckner anlässlich des Walddialoges des Bundesministeriums auf der Internationalen Grünen Wochen 2020

Es gilt das gesprochene Wort!

Anrede,

Unsere Wälder sind verwundbar

Für lange Zeit hatte es den Anschein, als sei der Wald etwas Konstantes. Selbstverständliches. Unzerstörbares. Etwas, das Generationen überdauert.

Die dramatischen Schädigungen durch Trockenheit, Stürme und Schädlingsbefall in den vergangenen beiden Jahren haben uns eines Besseren belehrt. Unsere Wälder sind verwundbar. Unsere Wälder sind massiv geschädigt. Der Klimawandel bedroht die Waldökosysteme. Nicht abstrakt. Nicht theoretisch. Nicht nur bei uns. Fassungslos schauen wir nach Australien. Seit Beginn der großen Feuer im Oktober sind landesweit 27 Menschen ums Leben gekommen. Rund eine Milliarde Tiere verendet. Tausende Häuser zerstört. Mehr als zehn Millionen Hektar niedergebrannt.

Die Folgen des Klimawandels setzen den Baumarten erheblich zu. Wir wissen, was in Deutschland getan werden muss:

  • 105 Millionen Kubikmeter Schadholz müssen bewältigt werden.
  • Rund 180.000 Hektar Waldflächen müssen wir wieder bewalden.
  • 11 Millionen Hektar Waldfläche müssen an den Klimawandel angepasst werden.

Wir wissen, dass wir schnell handeln müssen. Der Klimawandel zeigt Wirkung. Die Zeit arbeitet gegen uns. Und wir wissen, dass wir verschiedene Handlungsfelder im Blick haben müssen:

  • Effektive Förderung in der Fläche,
  • flankierende Maßnahmen zum Waldschutz,
  • Entlastung des angespannten Holzmarktes,
  • Forschung und Wissenstransfer in die Praxis,
  • Stärkung der Holzverwendung vor allem im Bauwesen,
  • und eine vorausschauende Strategie für den gesamten Sektor.

Dafür werden wir einen langen Atem brauchen. Der Schutz unserer Wälder ist eine Generationenaufgabe, die heute beginnt. Wir können die Wälder auch nicht einfach sich selbst überlassen. Wir müssen handeln: schnell, gemeinsam und konsequent. Nicht ideologisch getrieben, sondern wissenschaftlich fundiert.

Hier geht es nicht um Weltanschauungen, hier geht es um unsere naturgrüne Lunge. Um Waldnaturschutz im besten Sinne des Wortes. Wir müssen handeln, denn jede geschädigte Fläche, die wir nicht wiederbewalden, fehlt der nächsten Generation, unwiederbringlich.
Der Wald ist kein Nice-to-have, er ist ein Must-have:

  • Er bedeckt ein Drittel der Fläche unseres Landes.
  • Er ist unser Klimaschützer Nummer 1. Ohne ihn und das wertvolle Holz, das er bereitstellt, würden die Gesamtemissionen an CO2 um 14 Prozent höher ausfallen.
  • Und er gibt mehr als einer Million Menschen in Deutschland Arbeit.

Wir haben gehandelt und wir kümmern uns!

Wir, als Waldministerium, haben diese Verantwortung bereits angenommen. Wir haben an vielen Stellen, gemeinsam auch mit den Ländern, eine gute Grundlage geschaffen. Wir haben bereits 2018, als sich die ersten Schäden abzeichneten, Sofortmaßnahmen ergriffen. Zum Beispiel, indem wir steuerliche Erleichterungen für besonders stark betroffene Forstbetriebe geschaffen haben. Oder Erleichterungen bei Abtransport und Lagerung. 2019 hat der Bundestag 547 Millionen Euro zusätzlich für die von meinem Ministerium vorgeschlagenen Waldmaßnahmen im Klimapaket bewilligt. Davon gehen 478 Millionen Euro über die Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz direkt in die Waldfläche. Zusammen mit der Ko-Finanzierung der Länder stehen allein aus der GAK rund 800 Millionen Euro zur Verfügung.

Wir haben alle, die mit dem Wald befasst sind, an einen Tisch gebracht. Bei unserem Nationalen Waldgipfel haben alle Beteiligten gemeinsam beraten, wie die Gelder am besten verwendet werden können, um stabile Mischwälder aufzubauen.

Bund und Länder haben im vergangenen Dezember gemeinsam zusätzliche Hilfen im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe auf den Weg gebracht, die die bestehenden Angebote ergänzen. Damit haben wir wichtige Empfehlungen aus dem Waldgipfel aufgegriffen. Sie betreffen mehr Hilfen für die privaten und kommunalen Waldbesitzer und Verbesserungen hinsichtlich der Biodiversität. Die Notifizierung der Fördermaßnahmen bei der EU haben wir unmittelbar danach gestartet. Wir begleiten den Prozess der Umsetzung engmaschig. Eine Bund-Länder-AG wird über eine Weiterentwicklung der Regelungen beraten. Wir koordinieren eine Task-Force zum Risiko- und Krisenmanagement. Und wir sondieren zusammen mit dem Bundesbauministerium eine "Innovationsoffensive klimafreundliches Bauen mit Holz".

Wir legen uns ins Zeug für den Wald

Sie sehen, wir legen uns ins Zeug für den Wald. Denn wir brauchen den Wald – und der Wald braucht uns. Lassen Sie uns 2020 zu einem guten Jahr für unsere Wälder machen.

Herzlichen Dank!

Erschienen am im Format Rede

Ort: Berlin


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