Jede Stunde ehrenamtlicher Arbeit ist ein Dienst an unserer Gesellschaft!

Rede der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft Julia Klöckner auf dem Festakt - Dorffest - Bundeswettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" im Rahmen der Internationalen Grünen Wochen 2020

Es gilt das gesprochene Wort!

Anrede,

Dörfliches Leben ist bunt, vergnügt und vielseitig

Es passiert nicht oft, aber ich bin sprachlos: Was Sie hier auf die Beine gestellt haben, ist unglaublich.

Was für ein Fest! Menschen aus dreißig Dörfern aus ganz Deutschland mit ihrer Vielfalt an Dialekten, Trachten und Darbietungen bringen Leben in die Hauptstadt. Dörfliches Leben. Leben, das bunt, vergnügt und vielseitig ist.

Danke an alle, die es möglich machen, dass wir einen tollen Festakt erleben dürfen:

  • An die Vertreter der Dörfer, Sie haben mitunter weite Anreisen auf sich genommen, um heute dabei zu sein.
  • An alle Wettbewerbsteilnehmer für Ihr tolles und dauerhaftes Engagement, das den Wettbewerb zu dem macht, was er ist: Eine Erfolgsgeschichte seit über einem halben Jahrhundert. Sie alle stehen heute auf der Gewinnerseite!
  • An die Bundesbewertungskommission. Sie haben innerhalb von fast vier Wochen alle 30 Dörfer im gesamten Bundesgebiet bereist. Danke für diesen außerordentlichen persönlichen, mit hohem Zeitaufwand verbundenen, ehrenamtlichen Einsatz.

Das Ehrenamt ist auf dem Land zuhause

Der Dorfwettbewerb war und ist ein Impulsgeber für die Zukunft und die Bewahrung der dörflichen Heimat. Seit 1961 würdigen wir kreative Ideen, die zur Dorfentwicklung beitragen. Es ist auch etwas Besonderes, dass all die Jahre der Bundespräsident der Schirmherr dieses Wettbewerbes ist!

Der Wettbewerb hat sich weiterentwickelt: Von einem "Schönheitswettbewerb" zu einem "Engagement-Wettbewerb", der die Dorfentwicklung in seiner Ganzheitlichkeit umfasst. Aktivitäten, die das Wohlbefinden und Zusammenleben fördern, sind dabei genauso wichtig wie zukunftsweisende Projekte für die Region.

Das Herausragende ist ja, dass wir nicht einzelne Projekte auszeichnen, wie es vielen anderen Wettbewerben geschieht! Nein, für uns zählt der Gesamteindruck! Das Dorf gewinnt.

Rund 1.900 Dörfer haben – beginnend auf Landkreisebene – am 26. Dorfwettbewerb teilgenommen. Das macht den Wettbewerb zu einer der bedeutendsten Initiativen von Bürgern Deutschlands. Und warum ist er so erfolgreich? Weil das Gesamtpaket stimmt: Vorausschauende Planung, durchdachte Konzepte, innovative Ideen, aber vor allem das gemeinschaftliche Anpacken im eigenen Lebensumfeld. Kurzum: ein Spiegelbild des Lebens im ländlichen Raum.

Und mal ehrlich, kein noch so gut dotiertes Förderprogramm kann es mit dem permanenten Engagement der Bürger von rund 1.900 Dörfern für die bauliche, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Weiterentwicklung ihrer Heimat aufnehmen. Das schafft die sprichwörtliche Lebensqualität auf dem Lande. Und diese Lebensqualität, von der wir heute so viel spüren, ist ein nicht zu unterschätzender Standortvorteil.

Wir wissen, dass das Ehrenamt auf dem Land zuhause ist. Die Bereitschaft, sich freiwillig zu engagieren, ist in den ländlichen Regionen höher als in der Stadt. Wir wissen, dass die Orte, in denen bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt besonders lebendig sind, prosperieren. Und wir wissen, dass sich viele Bürger genau deswegen für ein Leben auf dem Land entscheiden. Da können Sie gegenüber den Hauptstädtern ruhig selbstbewusst auftreten.

Mit unserem Bundeswettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" setzen wir ein Zeichen für das Ehrenamt und die ländlichen Räume. Denn Sie verdienen unsere Anerkennung und Unterstützung. Jede Stunde ehrenamtlicher Arbeit ist ein Dienst an unserer Gesellschaft!

Und auch wenn wir wissen, dass bürgerschaftliches Ehrenamt unbezahlbar ist, haben wir uns dennoch entschieden, erstmals auf Bundesebene Preisgelder an die teilnehmenden Dörfer zu übergeben:

  • Für Bronze 5.000 Euro,
  • für Silber 10.000 Euro und
  • für Gold 15.000 Euro.

Und wir wollen zum Nachahmen animieren. Denn nach dem Dorfwettbewerb ist vor dem Dorfwettbewerb!

Seit Anfang November sind Dorfgemeinschaften und Gemeindevertretungen zum 27. Mal aufgerufen, sich bei dem Ausscheid um die zukunftsfähigsten Dörfer in Deutschland zu bewerben. Während die Golddörfer sich nicht noch einmal für den Wettbewerb melden dürfen – sie sind ja schon an der Spitze – dürfen die hier anwesenden Bronze- und Silberdörfer sich gerne noch einmal für den Wettbewerb melden.

Ich würde mich auch sehr freuen, wenn sie – also alle, die sich mit dem Wettbewerb identifizieren, für den Wettbewerb werben. Er lebt von lebendigen Ortsgemeinschaften, die ihre Zukunft in die Hand nehmen möchten.

Unter dem #Dorfkinder rücken wir in diesen Tagen die Menschen auf dem Land in den Mittelpunkt. Es ist unsere Liebeserklärung an das dörfliche Leben. Und unser Aufruf, es mit zu gestalten, zum Beispiel im Ehrenamt. Auf Twitter hat das zu heftigen Reaktionen geführt. Das ist ok. Aber mein Eindruck war: Die echten Dorfkinder haben das gar nicht mitbekommen. Denn es wurde wieder über die Dorfkinder gesprochen, nicht mit ihnen.

Deshalb: Lassen Sie uns das ändern! Zeigen Sie sich. Zeigen Sie ganz konkret, was das Leben auf dem Land für Sie bedeutet.

Ein Mitarbeiter meines Hauses hat mir ganz spontan ein Foto geschickt, das ihn in seinem Dorf zeigt. Versehen mit dem #Dorfkinder. So ein Statement gehört auch in die sozialen Netzwerke. Auf Twitter, Instagram, in die WhatsApp-Gruppen. Es kann ganz einfach sein, sich zu zeigen.

Lassen Sie uns alle gemeinsam den Dorfkindern ein Gesicht geben. Lassen Sie uns die Situation nutzen, um die Debatte zu führen: sachlich, gemeinsam, differenziert. Mit dem Ziel, gemeinsam etwas zu erreichen.

Ich wünsche Ihnen allen ein wunderbares Fest und weiterhin viel Freude an Ihrer ehrenamtlichen Arbeit. Bewahren Sie sich Ihre Begeisterung und Ihren Optimismus.

Ihr Dorf hat Zukunft!
Vielen Dank.

Erschienen am im Format Rede

Ort: Berlin


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