Der Gartenbau ist ein zentraler Bestandteil der deutschen Agrarwirtschaft

Rede der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft Julia Klöckner zur Eröffnung der Internationalen Pflanzenmesse

Es gilt das gesprochene Wort!

Anrede,

Die IPM zeigt, wie man Herausforderungen in Chancen verwandelt

Schön hier zu sein!

Die Internationale Pflanzenmesse ist ein farbenfrohes Highlight im grauen Januar. Und nicht nur das:

  • Sie ist der Treffpunkt der internationalen Gartenbaubranche.
  • Sie ist die Weltleitmesse für Innovationen und Vermarktungsideen im Gartenbau.
  • Und sie ist immer eine Trendschau, die gesellschaftliche Diskussionen aufgreift und zeigt, wie man Herausforderungen in Chancen verwandeln kann.

Die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind allgegenwärtig. Hier, auf der IPM, wird gezeigt, wie man konstruktiv und gewinnbringend damit umgeht.

Mich begeistert dieser Innovationsgeist und ich bin schon sehr gespannt auf den Rundgang!

Der Gartenbau ist ein zentraler Bestandteil der deutschen Agrarwirtschaft

Die Menschen wertschätzen Pflanzen und Blumen. Und das schlägt sich auch in Zahlen nieder:

Deutschland bietet seit Jahrzehnten den größten europäischen Verbrauchermarkt für Blumen und Pflanzen. Die Deutschen gaben im vergangenen Jahr 5,8 Milliarden Euro für Pflanzen aus. Für Schnittblumen 3,1 Milliarden Euro. Das ist ein Plus von 2,7 Prozent. Der Gartenbau ist damit ein zentraler Bestandteil der Agrarwirtschaft.

Die "grünen Berufe" erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit. Das ist wichtig, denn der Fachkräftemangel macht sich überall bemerkbar. Toll, dass im Rahmen der IPM auch dieses Jahr beim "Tag der Ausbildung", Schüler gezielt angesprochen werden.

Der Gartenbau steht in einem harten Wettbewerb

Mir ist bewusst, der Gartenbau unterliegt einem harten Wettbewerb. Auf dem heftig umkämpften deutschen Markt will der Verbraucher mit hochwertigen Erzeugnissen und Dienstleistungen zu günstigen Preisen versorgt werden.

Und auch der allgegenwärtige Strukturwandel macht vor dem Gartenbau nicht halt: Sowohl bei den Produktionsbetrieben als auch auf Abnehmerseite lautet der Trend: Weniger und größer.

  • In den vergangenen vier Jahren hat sich die Zahl der Produktionsbetriebe mehr als halbiert.
  • Die Grundflächen der Betriebe aber haben sich im Schnitt fast verdreifacht.

Diese Entwicklungen bergen neben allen Herausforderungen auch Chancen für den deutschen Gartenbau. Strukturwandel bedeutet eben auch immer neue Märkte und neue Abnehmer. Es gilt, gerade für die kleinen und mittelständischen Betriebe, Nischen zu finden und zu besetzen. Und das tun Sie. Der Gartenbau ist hochgradig innovativ. Und wir, als Bundeslandwirtschaftsministerium, fördern diese Innovationsfreudigkeit mit umfangreichen Forschungen.

Seit 2018 hat mein Ministerium drei große Förderbekanntmachungen zur Umsetzung der "Forschungsstrategie für Innovationen im Gartenbau" veröffentlicht:

  • Gartenbau 4.0,
  • Torfersatz und
  • Nicht-chemischer Pflanzenschutz im Gartenbau.

Damit decken wir einen großen Teil der Zukunftsfragen ab. Das ist wichtig, denn die Basis für Innovation ist Wissen.

Seien Sie versichert, ich nehme die Risikolage der Gartenbauunternehmen sehr ernst. Und ich sehe die Politik in der Pflicht, dem Gartenbau am Standort Deutschland bestmögliche Rahmenbedingungen zu ermöglichen. Ich weiß, gerade die hohen Energiekosten schrecken manches Unternehmen. Ich meine: Bezahlbare Energiekosten sind eine Schicksalsfrage für den gesamten Wirtschaftsstandort Deutschland.

Und ja, das Klimaschutzprogramm der Bundesregierung trifft den Gartenbau insbesondere in den Bereichen CO2-Bepreisung von Heiz- und Brennstoffen, Stickstoffdüngung und Torfminderung. Mein Ministerium fördert mit dem Bundesprogramm Energieeffizienz bereits seit 2016 energiesparende Maßnahmen. Rund 300 Gartenbaubetriebe haben bisher rund 43,4 Millionen Euro beantragt, damit gehen rund 34 Prozent der Fördermittel des Bundesprogramms in den Gartenbau. Der Gartenbau trägt mit 83 Prozent überproportional zur erzielten Energieeinsparung im Programm bei. Ein tolles Ergebnis! Das zeigt aber auch, wie energieintensiv der Gartenbau ist.

Für die Fortsetzung des Bundesprogramms zur Steigerung der Energieeffizienz haben wir deshalb rund 156 Millionen Euro bis zum Jahr 2023 eingeplant. Wir werden noch in diesem Jahr eine neue Förderrichtlinie herausbringen, mit der gezielt die Umstellung auf erneuerbare Energien im Gartenbau gefördert werden soll.

Wir fördern Nachhaltigkeit, Biodiversität und Insektenschutz im Gartenbau

Deutschland hat sich zu einer ambitionierten Umsetzung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung bekannt. Und natürlich unterstützt mein Ministerium den Gartenbau bei Fragen der Nachhaltigkeit und der Reaktion auf den Klimawandel.

Der Rückgang der Insektenpopulationen wird in letzter Zeit vehement diskutiert. Und als einer der Hauptverursacher immer wieder der Einsatz von Insektiziden genannt. Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit: Die Bestandsentwicklung von Insekten wird durch einen Komplex unterschiedlicher Faktoren bestimmt. Die Bundesregierung hat das Aktionsprogramm Insektenschutz beschlossen und arbeitet zurzeit an der konkreten Umsetzung.

In der gartenbaulichen Produktion muss der integrierte Pflanzenschutz weiterentwickelt werden. Mit einer Kombination aus biologischen, pflanzenzüchterischen sowie anbau- und kulturtechnischen Maßnahmen soll der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel möglichst geringgehalten werden.

Mein Ministerium unterstützt diese Entwicklung mit einer Forschungsausschreibung, die derzeit in der Begutachtungsphase ist. Und wir erarbeiten derzeit zusammen mit den Gartenbaubranchen eine Strategie zur Minderung der Torfanteile in Kultursubstraten. Uns ist durchaus bewusst, dass der Erwerbsgartenbau mittelfristig auf Torf noch nicht verzichten kann. Deswegen fördern wir Maßnahmen, die die Umstellung erleichtern, mit mehreren Millionen Euro pro Jahr.

Seit dem 14. Dezember 2019 ist die neue Pflanzengesundheitsverordnung in Kraft. In den neuen Regelungen wurde unter anderem die Pflanzenpasspflicht auf neue Pflanzenarten und Betriebe ausgeweitet. Und die Rückverfolgbarkeit im Falle von Krankheitsausbrüchen deutlich verbessert. Dies ist im Interesse des Gartenbaus.

Zum Schluss möchte ich mich bei allen Verantwortlichen der IPM bedanken. Sie tragen zu einem positiven Bild der Gartenbaubranche in Politik und Öffentlichkeit bei.

Ich wünsche Ihnen erfolgreiche Messetage und erkläre hiermit die 38. Internationale Pflanzenmesse für eröffnet.

Erschienen am im Format Rede

Ort: Essen


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