Das neue Weinrecht ist eine Chance für unsere deutschen Weine

Videobotschaft von Bundesministerin Julia Klöckner zum großen Pfälzer Weinbautag 2021 des Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd e.V.

Es gilt das gesprochene Wort!

Anrede,

Corona hat uns leider noch fest im Griff. Aber nach allem, was bislang bekannt ist, sind unsere deutschen Winzer vergleichsweise gut durch die vergangenen Monate gekommen. In Frankreich, Italien oder Spanien sah es ganz anders aus. Aber das ist nur eine Momentaufnahme. Denn im Export könnte Deutschland deutlich besser aufgestellt sein. Zumal der Wettbewerb auf dem heimischen Markt noch schärfer werden dürfte.

In Zahlen ausgedrückt, bedeutet das:

  • In der Europäischen Union ist der Wert der exportierten Weine zwischen 2008 und 2018 um 90 Prozent gewachsen: von 6,2 Milliarden Euro auf 11,6 Milliarden Euro.
  • Davon konnte Deutschland aber nicht profitieren. Im Gegenteil: Bei uns ist der Wert sogar um rund 30 Prozent gesunken: von 434 Millionen auf 307 Millionen. Euro.

Das zeigt: Eine Änderung des Weinrechts war überfällig. Die Änderung des Weingesetzes ist bereits geschafft und bei der Verordnung sind wir auf der Zielgeraden! Wir erinnern uns alle an die vielen Diskussionen, die wir im Vorfeld geführt haben, und wir wissen: Leicht war es nicht. Aber wir haben einen guten Kompromiss gefunden.

Dafür danke ich allen Beteiligten ganz herzlich!

Das neue Weinrecht ist eine Chance für unsere deutschen Weine, die zu den besten der Welt gehören. Eine Chance, die verloren gegangenen Marktanteile zurückzugewinnen. Die Novelle des Weinrechts gibt uns nun die Instrumente an die Hand, um künftig die Herkunftsangaben eindeutiger und transparent zu gestalten, um bessere, der Qualität angemessene Preise zu erzielen und um den Markt im Gleichgewicht zu halten.

Dafür wagen wir den Einstieg in eine neue Systematik der Weinbezeichnung: Es wird wie in anderen großen Weinbaunationen eine Herkunftspyramide geben.

Das ist eine Chance für unsere vielen Weinbauregionen. Denn sie können sich nun profilieren:

  • mit der spezifischen Herkunft,
  • mit der Beschaffenheit ihrer Böden,
  • mit den jeweiligen Klima- und Umweltbedingungen
  • und mit dem Können ihrer Winzer.

All dies soll für die Verbraucher auf dem Etikett sichtbar sein. Und zwar über die geografische Angabe – beginnend vom Anbaugebiet über die Region und den Ort bis hin zur Lage an der Spitze der Pyramide. Wir definieren damit aber nur Mindestanforderungen. Das heißt, dass die lokalen Schutzgemeinschaften gerne Regelungen treffen können, die über diese Anforderungen hinausgehen. Wie dies im Einzelnen aussehen könnte, wird dann sicherlich auch Gegenstand Ihrer Diskussionsrunde sein.

Ich bin sicher, wir sind uns einig: Die Zukunft des Weinmarktes steckt nicht in mehr Quantität, sondern in mehr Qualität. Wir müssen ein Überangebot verhindern. Schon vor der Corona-Pandemie war der Markt nicht immer und überall im Gleichgewicht. Daher war es richtig, die Neuanpflanzungen auch weiterhin bis 2023 auf rund 300 Hektar pro Jahr zu begrenzen. Damit schaffen wir Stabilität und Planungssicherheit für Sie, liebe Winzer.

Wichtig war mir dabei: Flächen, die der Forschung dienen, fallen nicht unter diese Regelung. Damit die Forschung an neuen, klimaresistenten Züchtungen ohne Begrenzung möglich bleibt.

In der Pfalz, am Institut für Rebenzüchtung unseres Julius-Kühn-Instituts, werden alte Rebsorten gesammelt und erhalten sowie neue widerstandsfähige Rebsorten gezüchtet. Neue Rebsorten, die resistent sind gegen Schädlinge und extreme Witterungen, wie zum Beispiel Trockenheit. Pilzresistente Reben, die 70 Prozent weniger Pflanzenschutzmittel brauchen. Denn der Anbau pilzwiderstandsfähiger Rebsorten wird immer wichtiger mit Blick auf künftigen Pflanzenschutz.

Nutzen Sie diese neuen Sorten!

Es ist völlig klar, dass sie die klassischen Sorten nie verdrängen werden. Aber sie können diese ergänzen. Gerade in Hang- und Steillagen können sie von Vorteil sein, durch den weitgehenden Wegfall des Pflanzenschutzes. Und bei der Vermarktung können sie als Rebsortenwein wie auch im bezeichnungsunschädlichen Verschnitt vermarktet werden. Im Übrigen werden wir neue Rebsorten künftig schneller und auch einfacher zulassen. Denn wir wollen den Weinbau zukunftsfest machen.

Ein Punkt, über den ich mich persönlich sehr freue, ist: Wir haben eine Regelung für die grenznahen Rebflächen in Rheinland-Pfalz erreicht. Also Flächen, die Pfälzer Winzer im Elsass bewirtschaften.

Es kann zwar jetzt zu keinem Flächenzuwachs mehr kommen. Aber: Genehmigungen für bewirtschaftete Flächen haben Bestand.

Damit ändert sich für die Winzer in der Grenzregion nichts. Und wir erhalten damit die historischen und auch geografischen Besonderheiten in der Region. Guter Wein allein reicht aber nicht, er muss auch gut vermarktet werden. Deshalb wird es mehr Geld für die Absatzförderung geben. Wir heben die Mittel für die Absatzförderung auf Bundesebene von 1,5 Millionen auf 2 Millionen Euro an. Dabei handelt es sich um Geld aus Brüssel, das aber von den Ländern nicht vollständig genutzt werden konnte.

Mit der Folge, dass das Geld wieder nach Brüssel zurückfloss! Deshalb ist es wichtig und richtig, dass wir es nutzen für die Absatzförderung. Denn davon profitieren alle Winzer. Auch die, die nur in Deutschland verkaufen, weil die Exporte den deutschen Markt entlasten.

Die Pandemie ist noch nicht vorbei. Wir haben alle verzichten müssen und es bleiben weiter Einschränkungen. Wir beobachten die Situation, auch im Hinblick auf die Erntehelfer. Derzeit können Saisonarbeitskräfte nach Deutschland einreisen. Dafür kämpfen wir, dass das möglich bleiben wird. Sicherlich mit der oder anderen Auflage, je nach Pandemiegeschehen. Aber es ist wichtig, dass wir pflanzen können, dass wir ernten können.

Denn wir wissen auch: Immer weniger sind bereit, den Bauern, den Winzern zu helfen, auf dem Feld, im Weinberg. Und deshalb brauchen wir Erntehelfer. Aber uns fehlen die Weinfeste, die Geselligkeit, der Besuch im Restaurant mit einem guten Glas Wein. Aber wir sehen auch, dass die Verbraucher unsere regionalen Lebensmittel wieder mehr wertschätzen. Sie sind bereit, mehr Geld für gute regionale Produkte auszugeben. Das ist auch eine Chance. Und ich habe die Hoffnung, dass auch beim Handel ein Umdenken einsetzt – weg von Billigpreisen, hin zu mehr Qualität, die entsprechend entlohnt werden muss.

Wie Sie wissen, sind wir auch da gesetzgeberisch tätig. Lassen Sie uns das gemeinsam nutzen. Denn unsere Weinberge sind mehr als schöne Postkartenmotive. Sie sind vor allem das Ergebnis harter Arbeit, die belohnt werden sollte.

Dafür und für Ihre Tagung wünsche ich Ihnen viel Erfolg!

Bleiben Sie gesund!

Erschienen am im Format Rede

Ort: Virtuell


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