Oberstes Ziel ist die Sicherung einer ausreichenden und ausgewogenen Ernährung

Rede der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft Julia Klöckner zur Eröffnung des virtuellen 7. Deutsch-Afrikanischen Agribusiness-Forums

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Frau Sacko (AU-Kommissarin für ländliche Wirtschaft und Landwirtschaft),

sehr geehrte Exzellenzen,

sehr geehrter Herr Dr. Liebig (Vorsitzender des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft),

sehr geehrter Herr Nordmann (Co-Vorsitzender der German Agribusiness Alliance),

sehr verehrte Damen und Herren,

Einleitung und Dank

Ich freue mich, dass wir auch in diesem Jahr wieder zusammenkommen – wenn auch in einem ungewohnten Format. Aber die Welt trifft sich, trotz der Pandemie.

Zu unserer Agrarministerkonferenz hatten wir in der vergangenen Woche virtuell 78 Delegationen zu Gast. So viele, wie noch nie in diesem Format, vor allem auch aus Afrika. Weil gerade auch Afrika besonders betroffen ist von unserem diesjährigen Thema: „Pandemien und Klimawandel – wie ernähren wir die Welt“.

Denn bereits im Jahr 2019 hatten 690 Millionen Menschen nicht genug zu essen. Und nach der jüngsten Schätzung könnte die Zahl der weltweit hungernden Menschen um 130 Millionen steigen – allein aufgrund der Pandemie. Nicht eingerechnet sind die Menschen, die aufgrund des Klimawandels nicht satt werden.

Anrede,

Afrika ist dabei schon seit langem ein Schwerpunkt unserer internationalen Zusammenarbeit. Wir wissen, vor welchen Herausforderungen Sie, unsere afrikanischen Partner, stehen. Afrika ist ein junger, wachsender Kontinent. Mehr als die Hälfte der Menschen sind jünger als 20 Jahre.

Das sind Chancen. Aber: die wachsende Bevölkerung muss auch ernährt werden. Und sie braucht Beschäftigungsperspektiven.

Gleichzeitig ist unser Nachbarkontinent schon jetzt stärker vom Klimawandel betroffen als andere Regionen der Welt. Wir wissen: Die Landwirtschaft ist in vielen afrikanischen Ländern der wichtigste Wirtschaftszweig. Und damit zugleich der Schlüssel zur Bekämpfung von Hunger und Armut.

Es ist deshalb unser Ziel, Sie, unsere afrikanischen Partner, zu unterstützen. Bei der Entwicklung einer standortangepassten, nachhaltigen und zugleich auch ökonomisch tragfähigen Landwirtschaft.

Das Afrika-Konzept des BMEL

Anrede,

Unser Ministerium hat deshalb in den vergangenen Monaten ein Konzept für unsere Zusammenarbeit mit Afrika erarbeitet. Wir haben uns dabei an internationalen Leitlinien orientiert:

  • An der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung.
  • An dem Pariser Klimaübereinkommen.

Und an den Zielen der Afrikanischen Union (AU). Die sie in ihrer „Agenda 2063“ festgelegt hat.

Unser Konzept ist das Ergebnis eines umfangreichen Beteiligungsprozesses. Auch viele von Ihnen haben mit uns diskutiert und sich eingebracht. Dafür sage ich Danke! Vor allem Ihnen, Frau Kommissarin Sacko, und Ihnen, Herr Dr. Liebig, stellvertretend für den Afrika Verein.

Was sind also die Kernpunkte unserer künftigen Zusammenarbeit? Ganz klar: Oberstes Ziel ist die Sicherung einer ausreichenden und ausgewogenen Ernährung. Denn das Recht auf Nahrung ist ein Menschenrecht. Deshalb müssen wir Lebensmittelverluste vermeiden. Die zum Beispiel entstehen, wenn die Infrastruktur für die Lagerung und Verteilung von Lebensmitteln fehlt. Wir müssen unser Klima und unsere natürlichen Ressourcen schützen: unsere Böden, unser Wassers. Sonst entziehen wir der Landwirtschaft ihre eigenen Grundlagen.

Die Resilienz der Landwirtschaft ist ein weiterer wichtiger Punkt. Gerade in der Pandemie ist die strategische Bedeutung der Landwirtschaft nochmal deutlich geworden. Deshalb müssen wir die Landwirtschaft stärken– um auch in künftigen Krisen zu bestehen. Und nicht nur Ernährungssicherung, auch die Sicherheit der Lebensmittel muss gewährleistet sein.

Die Teilhabe Afrikas am internationalen Handel ist ebenfalls von essentieller Bedeutung: Denn darüber waren wir uns schon im vergangenen Jahr einig: Denn der Handel kann Ausgleich schaffen. Da, wo aufgrund ungünstiger klimatischer Bedingungen Lebensmittelknappheit droht. Und durch die Einbindung lokaler Akteure in weltweite Wertschöpfungsketten kann Wohlstand vor Ort geschaffen werden – Arbeitsplätze und Bildung.

Das alles sind Bausteine für eine sichere und nachhaltige Ernährung.

Anrede,

Deshalb sind wir als Bundesministerium vor Ort. Mit unseren agrarfachlichen Dialogen. Ein Beispiel: In Äthiopien erhalten politische Entscheidungsträger und Facheinrichtungen in den Partnerländern gezielte Beratung zu Themen der Agrarpolitik und -wirtschaft.

Wir bieten aber auch Schulungen an, wir helfen mit dem Know-how aus unserem Geschäftsbereich dabei, die Landwirtschaft vor Ort aufzubauen. Wir fördern praxisnahe Forschung zur Boden- und Pflanzengesundheit, zur Biodiversität, zur Tiergenetik. Und zu One Health: ein Thema, das in dieser Zeit zurecht im Fokus steht. Wir müssen die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt immer gemeinsam im Blick haben. Das hat uns Corona gelehrt.

Anrede,

Sie merken: Es ist ein starkes Konzept. Das schon jetzt in die Praxis wirkt. Es ist ein starkes Bekenntnis zu unserer langjährigen Verbindung mit Afrika.

Aber: auch ein starkes Konzept braucht starke Partner. Nicht nur in Afrika, sondern auch hier in Deutschland. Deshalb arbeiten wir mit der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft zusammen. Sie verfügen über große Expertise, zum Beispiel in den Bereichen Saatgut, Tierhaltung und Landtechnik. Dieses Wissen bringen Sie vor Ort ein, auch im Rahmen vieler gemeinsamer Projekte mit meinem Ministerium.  

Anrede,

Sie, die Vertreter der deutschen Agrarwirtschaft, haben bereits viel in Afrika geleistet. Und viele der Fortschritte, die wir sehen, haben wir auch Ihrem Engagement zu verdanken. Das von uns in Äthiopien gegründete Agricultural Training Center ist zu einem Ausbildungshub der Region geworden und steht für die Professionalisierung des Sektors.

Für die Zukunft wünsche ich mir, dass Sie dieses Engagement weiterführen und ausbauen. Gerne mit uns zusammen, als Partner auf Augenhöhe. Denn ohne auch privatwirtschaftliches Engagement ist das Ziel der Ernährungssicherung für Afrika nicht zu erreichen.

Schluss

Anrede,

Wir haben ein gemeinsames Ziel: Wir wollen gemeinsam Lösungen für die Probleme unserer Zeit entwickeln.

Ich blicke deshalb – trotz der nicht einfachen Zeit – optimistisch in die Zukunft.

Ich freue mich jetzt auf Ihre Fragen!

Erschienen am im Format Rede

Ort: BMEL Bonn, 10.01.102


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