Gemeinsam handeln für eine gesunde und nachhaltige Schulernährung

Rede der Bundesministerin Julia Klöckner zur 13. Konferenz "Politik gegen Hunger" (virtuell)

Es gilt das gesprochene Wort!

Anrede,

Herzlich willkommen zu unserer Konferenz "Politik gegen den Hunger", die seit nunmehr 20 Jahren besteht. Im Mittelpunkt steht dabei immer ein Thema: das Menschenrecht auf angemessene Nahrung. Mit unserer Konferenzreihe wollen wir den Themen Hunger und Fehlernährung in der internationalen Diskussion zur Ernährungssicherung mehr Aufmerksamkeit verschaffen. Dabei setzen wir unterschiedliche Schwerpunkte. In diesem Jahr geht es um Schulernährung. Warum dieses Thema? Weil wir die Kinder dieser Welt in den Mittelpunkt stellen wollten. Und weil Vorschulen und Schulen die Orte sind, an denen in vielen Ländern die meisten Kinder erreicht werden können. Sie sind damit die zentralen Ansatzpunkte, um die Ernährungssituation von Vorschul- und Schulkindern dauerhaft zu verbessern und um Hunger und Fehlernährung einzudämmen. Denn hier besteht Handlungsbedarf.

Wir haben auf der einen Seite Länder wie Deutschland, in denen vor allem Übergewicht und Überernährung ein Problem ist. Wir haben dazu bereits seit 2008 den Nationalen Aktionsplan IN FORM – "Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung". Darin geht es auch um Kindergarten- und Schulverpflegung. Besonderen Schwerpunkt bilden dabei neben den gesundheitsfördernden auch die Umwelt- und Klimaeffekte. Denn eine gesunde Ernährung und eine nachhaltige Lebensweise sind eng miteinander verzahnt. Wir haben gleichzeitig massivste Probleme in weiten Teilen unserer Welt. Weltweit leiden rund 74 Millionen Kinder unter Hunger. Bei mehr als 144 Millionen Kindern ist das Wachstum verzögert, weil sie chronisch unterernährt sind und 47 Millionen Kinder leiden an akuter Unterernährung, was Auswirkungen auf ihre gesamte Entwicklung hat.

Die Pandemie hat diese Probleme in vielen Teilen der Welt noch weiter verschärft. Gerade auch, weil die Mahlzeit in der Schule für viele Kinder oft die einzige Mahlzeit am Tag ist. Durch die Pandemie haben rund 370 Millionen Kinder keinen Zugang zu Schulmahlzeiten. Diese Zahlen machen klar: Wenn wir das Recht auf angemessene Nahrung ernst nehmen und dies gerade im Hinblick auf die Kinder, auf unsere Zukunft, dann müssen wir uns auch auf internationaler Ebene gemeinsam für eines stark machen: für eine regelmäßige Schulernährung.

Deshalb ist es gut, dass sich das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen in den vergangenen Monaten dafür eingesetzt hat, um eine Koalition für Schulernährung einzurichten. Dafür danke ich dem Exekutivdirektor David Beasley ganz herzlich. Diese Koalition steht in engem Zusammenhang mit dem UN Food Systems Summit, der im September stattfinden wird. Denn sie zielt im Kern auf drei Punkte:

  • Erstens auf die Wiederaufnahme der Schulernährungsprogramme, die durch die Pandemie gestoppt oder eingeschränkt wurden.
  • Zweitens auf die Erhöhung der Reichweite von Schulernährungsprogrammen, vor allem in den Ländern mit niedrigerem Einkommen.
  • Und drittens auf eine generelle Verbesserung der Qualität von Schulernährungsprogrammen weltweit.

Drei Punkte, die vor allem dafür sorgen sollen, vielen Millionen Kindern wieder den Zugang zu Schulmahlzeiten zu ermöglichen. Und es sind zentrale Anliegen, die auch wir verfolgen. 2019 haben wir deshalb angekündigt, ein globales Aktionsnetzwerk zur Förderung der gesunden, nachhaltigen Schulernährung aufzubauen. Für Expertinnen und Experten aus nationalen Regierungen. Wir freuen uns sehr, dass wir diese Initiative nun in die neue Koalition für Schulernährung integrieren können. Damit wollen wir ein Ländernetzwerk aufbauen und einen Erfahrungsaustausch etablieren. Denn die genannten Ziele lassen sich am besten erreichen, wenn wir unsere Aktivitäten auf internationaler Ebene bündeln. Die Koalition für Schulernährung ist dafür ein besonders geeignetes Instrument. Denn an ihr werden Akteure aus internationalen Organisationen, nationalen Regierungen, der Forschung und der Zivilgesellschaft mitwirken.

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich bin sehr stolz, dass wir – Deutschland – in dieser Initiative mitwirken werden. Ganz besonders gefreut habe ich mich aber über die Einladung, Mitglied des High-Level Steering Committees zu werden.Diese Einladung nehme ich sehr gerne an und freue mich schon jetzt auf die Zusammenarbeit!

Unsere Konferenz möchte einen aktiven Beitrag leisten zur UN Dekade gegen Hunger. Denn wir wollen es schaffen, dass mehr Kinder in der Schule ein Essen bekommen. Und wir wollen die Qualität dieses Essens verbessern. Ich würde mich deshalb sehr freuen, wenn wir diese Konferenz nutzen, um dabei einen Schritt weiter zu kommen. Auch im Hinblick auf den Food Systems Summit der Vereinten Nationen im September. In den die Ergebnisse der kommenden drei Tage einfließen sollen. Dafür wünsche ich der Konferenz in den kommenden Tagen fruchtbare Diskussionen und viel Erfolg!

Vielen Dank!

Erschienen am im Format Rede

Ort: Online


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