Die ökologische Landwirtschaft wird unser Leitbild für die Zukunft sein.

Rede der Parlamentarischen Staatssekretärin Dr. Manuela Rottmann zur Eröffnung der Tagung der Fördergemeinschaft Ökologischer Obstbau (FÖKO)

Es gilt das gesprochene Wort!

Anrede,

vielen Dank für die Einladung zu Ihrer Fachtagung. Sehr gerne stelle ich Ihnen als Parlamentarische Staatssekretärin unseren Fahrplan für die kommenden vier Jahre vor. Von unserem Bundesminister Cem Özdemir soll ich Sie herzlich grüßen.  

Wir haben uns ambitionierte Ziele gesetzt. Sie haben es ja wahrscheinlich alle schon vernommen. Die ökologische Landwirtschaft wird unser Leitbild für die Zukunft sein. Sie vereint die positiven Eigenschaften, die wir für eine nachhaltige Entwicklung der Landwirtschaft benötigen. Sie produziert qualitativ hochwertige Lebensmittel, sie trägt gleichzeitig in besonderer Weise zum Ressourcen-, Biodiversitäts- und zum Klimaschutz bei und sie zeichnet sich durch hohe Tierwohlstandards aus. Deswegen haben wir im Koalitionsvertrag das Ziel für die Bio-Landwirtschaft auf 30 Prozent hochgesetzt.

Die Zeit ist reif dafür. 16 Jahre lang wurde in der Agrarpolitik viel angekündigt – und noch mehr verhindert oder ausgesessen. Und das auf Kosten unserer Landwirtinnen und Landwirte, des Artenreichtums und unseres Klimas. Damit wollen wir jetzt Schluss machen. Wir wollen Landwirtschaft, Natur- und Umweltschutz unter einen Hut bekommen. Wir möchten, dass der Öko-Landbau ein Erfolg wird. Und ein Vorbild!

Bio boomt. Der deutsche Markt für Bio-Produkte steht in Europa an der Spitze – mit knapp 15 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2020. Und die Nachfrage nach Bio-Obst steigt. Der Wunsch nach einer gesunden und klimaneutralen Ernährung führt besonders bei Bio-Äpfeln zu einem steigenden Konsum. Der Marktanteil von Bio-Äpfeln liegt in Europa mittlerweile bei 4 - 5 Prozent. In Deutschland sogar aktuell bei 7,5 Prozent. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher machen sich längst viele Gedanken um ethische Aspekte ihrer Ernährungsweise wie die Auswirkungen auf Klima und Umwelt oder den Tierschutz. Sie konsumieren sehr bewusst.

Gleichzeitig stellen immer mehr Bäuerinnen und Bauern von konventionell auf Bio um. Diesen Rückenwind gilt es jetzt noch weiter zu verstärken. Das Angebot gesunder, nachhaltig erzeugter Lebensmittel muss größer und attraktiver werden, nachhaltige Kaufentscheidungen müssen leichter werden. Hierfür möchten wir an zwei Stellen ansetzen,

  • indem wir die Nachfrage ankurbeln
  • und indem wir mehr fördern. 

Eine wichtige Rolle wird dabei die Verpflegung in öffentlichen Einrichtungen wie Krankenhäusern, Kitas, Schulen und Universitäten spielen. Schon jetzt gibt es ja die BMEL-Initiative "BioBitte", die dazu beiträgt, dass mehr Bio-Produkte in die Gemeinschaftsverpflegung aufgenommen werden. Das wollen wir stark ausbauen. Wir wollen dafür sorgen, dass es in den Kantinen der Bundesbehörden einen Mindestanteil für Öko-Lebensmittel gibt. Der Staat sollte hier sein Potenzial nutzen. Wir setzen uns dafür ein, dass die Bundesregierung zum Vorreiter wird und deutlich mehr Bio-Erzeugnisse nachfragt. Und noch ein Punkt ist hierbei wichtig: Es hat etwas mit Wertschätzung gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Studenten, Schülerinnen und pflegebedürftigen oder kranken Menschen zu tun, wenn wir ihnen hochwertige und nachhaltig erzeugten Lebensmittel zum Essen anbieten.

 Die zweite Stelle, an der wir ansetzen, ist die Angebotsseite. Wir wollen, dass es mehr deutsche Öko-Produkte gibt. Wir werden den Öko-Landbau finanziell mehr fördern und dazu die Bundesmittel für das Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) erhöhen. Wir wollen, dass die Stärkung des Öko-Landbaus nicht nur ein Anliegen des BMEL, sondern der gesamten Bundesregierung wird. Daher arbeiten wir zurzeit an der Weiterentwicklung der Zukunftsstrategie ökologischer Landbau, die zukünftig die gesamte Bio-Wertschöpfungskette in den Blick nehmen soll.

Bei der Entwicklung des Konzepts möchten wir Sie, die Vertreter der Bio-Branche eng mit einbeziehen. Für die Finanzierung der Umstellungs- und Beibehaltungsprämie wird den Ländern zusätzliches Geld zur Verfügung stehen. Denn bei der Mittelverschiebung von der 1. in die 2. Säule der EU-Agrarförderung geht es um Milliardensummen. Die Umschichtung der Mittel wird stufenweise erhöht: von 8 Prozent in diesem Jahr auf 15 Prozent im Jahr 2026. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das: Ein Anstieg von rund 393 Millionen auf ca. 737 Millionen Euro. Dies ist ein äußerst mächtiger Hebel. Und ein hart erkämpfter Erfolg der grünen Agrarministerinnen und -minister bei den nationalen Verhandlungen zur GAP.

Darüber hinaus ist uns erst vor wenigen Tagen ein weiterer wichtiger Durchbruch mit den Ländern gelungen. Wir haben uns einheitlich auf die Kombinierbarkeit der Öko-Regelungen der 1. Säule mit den Öko-Prämien der 2. Säule verständigt. Für Sie als Öko-Obstbauern bedeutet das zum Beispiel ganz konkret, dass für Blühstreifen in Dauerkulturen beide Prämien voll gewährt werden. Diese Einigung ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Damit sowohl die Umstellung auf Bio als auch die Beibehaltung weiter entsprechend honoriert werden.

Für uns steht fest: Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) muss künftig einen deutlichen Mehrwert für den Umwelt- und Klimaschutz leisten. Und zugleich wirtschaftliche Perspektiven für die Betriebe bieten. Wir werden kritisch prüfen, wie die neuen Instrumente in der GAP nach 2023 wirken und wie wir sie eventuell nachschärfen können. Deutschland hat die Seite gewechselt, wir sind jetzt im Reformlager auf europäischer Ebene.

Die EU-Kommission hat sich im Bereich des Umwelt- und Klimaschutzes sehr ehrgeizige Ziele gesetzt und den EU-Mitgliedsstaaten viele gute Vorschläge unterbreitet. In diesem Kontext befürworten wir den Vorschlag der EU-Kommission, die Verwendung und das Risiko von Pflanzenschutzmitteln um 50 Prozent zu verringern. Speziell für Glyphosat bedeutet das: Wir setzen uns dafür ein, dass es keine weitere Zulassung auf europäischer Ebene gibt.

Pflanzenkrankheiten, Schädlinge und Widerstandsfähigkeit sind für Sie als Bio-Obstbauern wichtige Themen. Das drückt ja auch Ihr Tagungsprogramm für heute und morgen aus. Wir möchten Ihnen hier stärker als bisher zur Seite stehen. Wir brauchen im Öko-Landbau noch viel mehr Innovationen. Aus diesem Grund werden wir mehr Geld für die Wissenschaft zur Verfügung stellen.

Mitte Januar haben wir bereits zwei Forschungsbekanntmachungen zur Bio-Pflanzenzüchtung und zu regionalen Bio-Wertschöpfungsketten veröffentlicht. Es geht bei den Züchtungsfragen um die Steigerung der Erträge, Verbesserung von Nährstoff- und Wassernutzungseffizienz, eine Erhöhung der Stresstoleranz gegenüber biotischen und abiotischen Faktoren sowie um die Anpassung an den Klimawandel. Mit der Bekanntmachung "Regionale Bio-Wertschöpfungsketten" wiederum werden wir unter anderem Innovationen zur Analyse, Bewertung und Transparenz von Bio-Wertschöpfungsketten fördern. Es geht auch um Wissensvermittlung und Kapazitätsausbau. Bei Interesse an den Programmen werden unsere Referenten Ihnen sehr gerne weiterhelfen.

 Seit neuestem fördern wir auch ein ganzes Stück weiter vorne in der Innovations-Pipeline. Denn wir müssen noch stärker dafür sorgen, dass nicht allein gute Ideen entwickelt werden. Sondern, dass daraus Geschäftsmodelle werden, Wertschöpfung entsteht. Hier setzt unsere neue Start-up-Förderung zusammen mit der Rentenbank an. Gestern hat unser Bundesminister Özdemir die ersten Förderbescheide an vier äußerst vielversprechende Unternehmensgründer überreicht. Die Start-ups beschäftigen sich mit Themen, die auch auf Ihrem Tagungsprogramm stehen. So geht es zum Beispiel um

  • die Fernerkundung mittels Mikrosatelliten für ein besseres Wassermanagement,
  • um elektrophysikalische Unkrautbekämpfung,
  • Hackmaschinen
  • und Ernteroboter im Obstbau. 

Hier sind viele neue Ideen am Werk, die dazu beitragen, unsere Landwirtschaft in Deutschland nachhaltiger und damit zukunftsfähig zu machen. Bei Interesse an dem Förderprogramm oder den Unternehmen können die Landwirtschaftliche Rentenbank oder unsere Fachreferenten sehr gerne weiterhelfen.

 Wir haben ambitionierte Ziele – ja. Aber sie sind machbar, sonst hätten wir sie uns nicht gesetzt. Uns ist bewusst, dass es nicht einfach sein wird. Aber wir gehen mit großer Kraft und Entschlossenheit an die Arbeit. Eines sollte uns aber allen klar sein: Für die beschriebene Neuausrichtung braucht es eine breite Unterstützung – in der Gesellschaft, in der Politik, und bei den Praktikern. Und dafür benötigen wir auch Sie. Wir sind überzeugt: Gemeinsam mit der Bio-Branche, den Umweltverbänden und anderen entscheidenden Akteuren in Deutschland und Europa werden wir die Transformation der Landwirtschaft hinbekommen. Lassen Sie uns zusammen daran arbeiten.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und ich wünsche Ihnen eine gelungene Tagung.

Erschienen am im Format Rede

Ort: BMEL/digital


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