Bauen mit Holz ist angewandter Klimaschutz

Rede von Bundeswaldminister Cem Özdemir bei der Prämierung des Holzbau Plus Wettbewerbs am 4. Juli 2023 in Berlin

Es gilt das gesprochene Wort!

Anrede,

herzlich Willkommen zur Prämierung der Siegerinnen und Sieger unseres Wettbewerbs Holzbau Plus. Bauen mit Holz hat einige Vorteile, auf die ich gleich eingehen werde. Aber vor allem: Es sieht verdammt gut aus.
Ich denke, in einem Raum mit lauter Vollzeit-Ästheten geht diese etwas saloppe Bemerkung in Ordnung. Ich habe die Bilder Ihrer Projekte gesehen und bin nachhaltig beeindruckt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Bauen mit Holz boomt – und das ist gut so. In Kreuzberg wird gerade ein ganzer Wohnblock aus Holz geplant. Und das in der Vertikalen! Mit einer geplanten Höhe von knapp 100 Metern wird das sogenannte "WoHo" (Wohnhochhaus) Deutschlands höchstes Holzhaus sein. Wobei ich gerade in diesem Kreis ganz korrekt sein möchte: Es wird der höchste Holzhybridbau, weil hier und da auch Stahlbeton verbaut wird. Jedenfalls ist es sehr beeindruckend, was man da vorhat. Und dennoch: Die Holzbauquote bleibt in Deutschland noch hinter ihren Möglichkeiten zurück. Im Ein- und Zweifamilienhausbau wird deutschlandweit bereits eine Quote von 26 Prozent erreicht. Beim mehrgeschossigen Wohnungsbau hingegen sind wir bei noch unter fünf Prozent.

Es gibt also im wahrsten Sinne des Wortes Luft nach oben! Und genau da kommen wir ins Spiel: Wir als Bundeswaldministerium möchten den Holzbau in Deutschland fördern. Schließlich ist Holz unser bedeutendster nachwachsender Rohstoff. Hinzu kommen der hohe Vorfertigungsgrad und die relativ kurzen Bauzeiten vor Ort. Und nicht zuletzt die von vielen geschätzte, behagliche Wohnatmosphäre. Neben diesen eher technischen Vorzügen, ist jedes neue Holzgebäude zugleich ein Langzeit-Kohlenstoff-Speicher. Mit Holzbau können, im Vergleich zu anderen energieintensiven Bauweisen, rund 50 Prozent der Treibhausgas-Emissionen eingespart werden. Deswegen ist das Bauen mit Holz plus weiteren Naturbaustoffen Teil einer nachhaltigen Baukultur, die unsere Ressourcen schont und sinnvoll nutzt – ganz im Sinne unserer Charta für Holz.

Der Bundeswettbewerb HolzbauPlus ist aber mehr – er ist auch ein Vehikel, um Nachhaltigkeit und ihre Machbarkeit in die Öffentlichkeit zu tragen.Er schafft Vorbilder und zeigt uns allen, was möglich ist – und kann darüber auch andere animieren, diesen Weg einzuschlagen. Auch in diesem Sinne sind Ihre innovativen Projekte wertvoll, liebe Bauherrinnen und Bauherren. Und wir verbinden damit sicher gemeinsam die Hoffnung, dass das Interesse am Bauen mit Holz und nachwachsenden Rohstoffen weiterwächst. Die Holzbau-Branche ist ein recht dynamischer und progressiver Wirtschaftszweig – deshalb haben wir unseren Wettbewerb dieser Entwicklung angepasst.

Wir haben neue Kategorien aufgenommen. Nämlich:

  • Recyclingkonzepte mit Naturbaustoffen
  • und Vorhaben zur urbanen Verdichtung.

Letzteres ein immens wichtiges Thema in wachsenden Städten – auch, aber nicht nur in Berlin!

Außerdem haben wir Studierenden erstmals die Möglichkeit gegeben, Entwürfe zum seriellen Wohnungsbau in der Sparte "Studentischer Ideenwettbewerb" einzureichen. Insgesamt zeichnen sich die Wettbewerbsbeiträge durch eine hohe gestalterische und holzbautechnische Qualität aus. Das sage ich jetzt natürlich als architektonischer Laie. Aber ich kann mich da auf unsere hochkarätig besetzte Jury berufen. Bei ihr möchte ich mich an dieser Stelle ausdrücklich und sehr herzlich bedanken! Sie hatten ein besonderes Auge auf nachhaltige und ressourcensparende Aspekte wie den Lebenszyklus der Bauwerke und ihre Energieeffizienz, ihre Wirtschaftlichkeit und Unterhaltung unter Nutzungsbedingungen sowie ihre Recyclingfähigkeit. Allesamt Kriterien, die mitentscheidend sind für die Zukunft der Menschen auf diesem Planeten – die Zukunft unserer Kinder und die Zukunft nachkommender Generationen.

Dass es uns ernst ist mit der Unterstützung des Holzbaus in Deutschland, unterstreicht unsere Holzbauinitiative. Diese Initiative habe wir, Bundesbauministerin Klara Geywitz und ich, erst kürzlich ins Kabinett eingebracht. Sie ist ein weiterer Schritt zum klimaneutralen und schnelleren Bauen. Diese Initiative soll den Einsatz von Holz im Bausektor stärken und für mehr Klimaschutz, Ressourceneffizienz und schnelleres Bauen sorgen. In verschiedenen Handlungsfeldern sollen bis 2030 der Einsatz von Holz wesentlich verbessert und die Holzbauquote erhöht werden. Bei diesen Handlungsfeldern geht es um

  • die Vorbildfunktion des Bundes,
  • die Stärkung von Forschung und Innovation,
  • die Fachkräftesicherung,
  • den Wissenstransfer,
  • und auch die Sicherung der Rohstoffversorgung.

Wir wollen Hürden und Hemmnisse abbauen und gleiche Wettbewerbschancen für den Einsatz verschiedenster Baumaterialien schaffen. Wir wollen den Einsatz von Holz aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung in unserem Land stärken. Die Holzbauinitiative trägt zudem dazu bei, Holz aus dem notwendigen Waldumbau und aus Waldschäden hochwertig und nachhaltig zu verwerten. Das hilft dem Wald – und gerade auch den vielen Unternehmen der Forst- und Holzwirtschaft auch im ländlichen Raum.

Denn das sei an dieser Stelle betont: Wir treffen uns hier mitten in der Stadt, um über etwas zu sprechen, womit uns die Stadt ja nicht versorgt. Es ist der ländliche Raum, wo das Holz herkommt, mit dem gebaut werden soll. Der ländliche Raum soll von diesem nachhaltigen Rohstoff natürlich auch profitieren. Das sollte uns in diesen Zeiten, wo manche ganz bewusst einen Gegensatz zwischen Land und Stadt aufgemacht haben, bewusst sein.

In einem Satz: Bauen mit Holz ist angewandter Klimaschutz – und um das in die Gesellschaft zu tragen, sind wir heute Abend hier. Ich danke allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für Ihre Beiträge. Ich danke Ihnen für Ihr großes Engagement beim Bauen mit Holz und anderen nachwachsenden Rohstoffen. Aber genug geschwätzt. Jetzt wird es Zeit, Sie auszuzeichnen. Und ich freue mich darauf, noch mehr über Ihre Projekte zu erfahren.

Vielen Dank!

Erschienen am im Format Rede

Ort: Berlin


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