Mit so etwas Großartigem wie gutem, leckerem Essen können wir den Unterschied machen.

Rede von Bundesminister Cem Özdemir zur Debatte "Prinzipien der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie" im Deutschen Bundestag am 12.10.2023 in Berlin

Es gilt das gesprochene Wort!

Anrede,

Die Bundesministerin Steffi Lemke hat es bereits gesagt; auch ich will in dieser Debatte nicht einfach so an dem Terror der Hamas vorbei. Das ist das eine, was uns als Demokraten gerade alle miteinander beschäftigt. Gleichzeitig findet nach wie vor der schreckliche Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine statt.

Ein weiteres Thema, das die Menschheit insgesamt beschäftigt, ist das Thema "Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen". Das könnte einen dazu bringen, dass man verzweifelt und die Hoffnung fahren lässt. Die gute Nachricht ist aber: All diese Krisen, die Kriege und die Klimakrise, sind menschengemacht; also liegt es auch in unserer Hand, etwas dagegen zu tun. Wir müssen es nur alle miteinander anpacken.

Unser Handeln macht eben den Unterschied, beispielsweise wenn es um die Zukunft der Landwirtschaft geht. Ich habe mich sehr gefreut, Kollege Felix Schreiner, als Sie vorhin mehr Ehrgeiz eingefordert haben bei der Einhaltung der Nachhaltigkeitsziele. Es ist immer gut, wenn die Opposition auf die Regierung Druck macht, entschiedener vorzugehen. Nur, das passt dann nicht zu dem, was wir bei anderen Debatten hören, wenn wir über Landwirtschaft reden, hier im Bundestag oder auch im Europaparlament. Dann hören wir von Ihren Kolleginnen und Kollegen der EVP, wir sollen uns jetzt vom Green Deal verabschieden, wir sollen uns von Farm to Fork verabschieden. Das sind Ziele, auf die wir uns gemeinsam verständigt haben. Meine Bitte: Lassen Sie uns daran festhalten, nicht nur hier in dieser Debatte, sondern bitte schön auch in den anderen Debatten!

Es muss uns gemeinsam darum gehen, die Produktionsfaktoren zu schützen und zu schonen, von denen die Menschen in der Landwirtschaft, auch im vor- und nachgelagerten Bereich, und damit auch unsere Ernährung abhängen: Boden, Wasser, Luft, Klima und Artenvielfalt. Wir müssen sie schützen und gleichzeitig nutzen. Wir müssen beides schaffen, und zwar im Interesse der Menschen heute, aber auch im Interesse der künftigen Generationen.

Wohin die Reise geht – um auch da etwas Zuversicht und Optimismus in die Debatte zu bringen –, das konnte ich bei der gestern zu Ende gegangenen Anuga, der größten Messe der Welt in Sachen Lebensmittel, sehen: Es haben sich viele Unternehmen längst auf den Weg gemacht, und zwar nicht – ich will mich gar nicht mit fremden Federn schmücken –, weil es der Minister so angeordnet hat, nein, sondern weil sie sehen: Da sind wichtige Märkte. – Und der Wandel findet längst auf dem Teller statt, gerade weil die Jüngeren wissen, dass mehr Nachhaltigkeit gut ist für die Gesundheit, aber gleichzeitig eben auch für den Planeten – und auch noch gut schmeckt. Darum ist das Thema "nachhaltig erzeugte Lebensmittel" auch eine Chance für unsere deutschen Märkte.

Wir sehen auf der einen Seite: Die Zahl der Flexitarier nimmt zu. Sie wollen weniger Fleisch essen, nicht auf Fleisch verzichten und wollen gleichzeitig gutes Fleisch. Der Landwirtschaftsminister sagt natürlich gerne: auch deutsches Fleisch aus unserem Land.

Auf der anderen Seite gibt es einen Markt, nämlich den für die Fleischalternativen; auch das konnte man auf der Anuga sehen. Darum passt es ganz genau zur Politik dieser Bundesregierung, dass wir auf der einen Seite mit dem Tierhaltungskennzeichen ein Angebot für die machen, die sagen: "Wir wollen Fleisch essen" – übrigens auch, weil wir wissen, dass wir für Kreislaufwirtschaft Tierhaltung brauchen –, und auf der anderen Seite für diejenigen, die sagen: "Wir wollen kein Fleisch essen", ein Angebot mit der Eiweißpflanzenstrategie machen. Auch da machen wir gute Angebote für unsere Landwirtschaft. Das ist der Weg: Ohne Ideologie; alle mitnehmen in der Gesellschaft!

Wir tun das auch, indem wir den ökologischen Landbau fördern, weil er besonders ressourcenschonend ist. Wir tun das auch mit der Außer-Haus-Verpflegung, indem wir eben allen Menschen in der Gesellschaft ein Angebot machen, zu wählen, sich gesund zu ernähren, und gleichzeitig ein Angebot machen, das der Nachhaltigkeit hilft. Darin liegt der Weg in die Zukunft: Wirtschaft und Klimaschutz zu verbinden, wenn es darum geht, was wir essen, wie wir Lebensmittel herstellen, ob wir verschwenderisch damit umgehen. All das hat Auswirkungen auf unsere natürlichen Lebensgrundlagen.

Und die gute Nachricht zum Schluss: Mit so etwas Großartigem wie gutem, leckerem Essen können wir den Unterschied machen. Ist das nicht eine tolle Nachricht?

Danke sehr!

Erschienen am im Format Rede

Ort: Berlin


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