FAQ zu Öko-Landbau und Biostrategie 2030

Wie funktioniert die ökologische Landwirtschaft?

Oberstes Prinzip im ökologischen Landbau ist das Wirtschaften in Kreisläufen, im Einklang mit der Natur, so dass natürliche Abläufe genutzt und unterstützt werden. Konkret bedeutet das ein Arbeiten in möglichst geschlossenen Nährstoffkreisläufen. Futter und Nährstoffgrundlage sollen im eigenen Betrieb bzw. in regional eng begrenzten Kreisläufen produziert werden. Organisch gebundener Stickstoff wird meist in Form von Mist oder Mistkompost, Gründüngung oder durch Stickstoff bindende Pflanzen (Leguminosen) zur Verfügung gestellt. Die Bodenfurchtbarkeit wird u. a. durch weite Fruchtfolgen gefördert. Chemisch-synthetisch erzeugte Pflanzenschutzmittel kommen nicht zum Einsatz, ebenso wenig wie leicht lösliche, mineralische Stickstoffdünger und gentechnisch veränderte Organismen.

Die Anzahl der Tiere pro Fläche ist begrenzt, so dass Wasser und Boden nicht überlastet werden. Gefüttert werden Bio-Tiere überwiegend mit hofeigenem, ökologisch produziertem Futter. Auf Antibiotika wird weitestgehend verzichtet. Informationen hierzu und weitere Themen rund um die ökologische Agrar- Ernährungswirtschaft finden Sie in der Broschüre "Ökologischer Landbau in Deutschland".

Bio-Produkte werden nach den strengen gesetzlichen Vorgaben der EU-Öko-Verordnung produziert. Die Einhaltung der Regeln wird von staatlich geprüften Kontrollstellen regelmäßig überprüft. Dies gibt den Konsumentinnen und Konsumenten Sicherheit bei den Bio-Produkten und der Branche eine klare Orientierung für ihre unternehmerischen Entscheidungen. Weitere Informationen zu den EU-Rechtsvorschriften für den Öko-Landbau finden Sie hier.

Warum ist die ökologische Landwirtschaft jetzt und künftig besonders notwendig?

Unsere Landwirtschaft und unsere Ernährung sind durch Klimakrise, Artensterben, Bodenverschlechterung, Bodenverluste und die Zerstörung ganzer Ökosysteme bedroht. Zugleich verschärfen bestimmte Formen der Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion selbst die Auswirkungen vieler Krisen. Die Entwicklung in Richtung einer nachhaltigen und klimaangepassten Landwirtschaft und Ernährung drängt also. Ziel der Bundesregierung ist es, die Rahmenbedingungen für ein nachhaltiges und zukunftsfestes Agrar- und Ernährungssystem zu schaffen, das noch stärker den Herausforderungen des Klima-, Umwelt- und Ressourcenschutzes Rechnung trägt. Hierbei kann die ökologische Landwirtschaft einen entscheidenden Beitrag leisten und konventionellen Betrieben Perspektiven bieten. Die Öko-Landwirtschaft erbringt beim Wasserschutz, bei der Bodenfruchtbarkeit, Biodiversität, Ressourceneffizienz sowie bei Klimaschutz und -anpassung umfangreiche Leistungen. Besonders deutlich wird dies im Artenschutz: 95 % mehr Ackerflora, 35% mehr Feldvögel und 23 % mehr blütenbesuchende Insekten – das ist das Ergebnis einer Metastudie des Thünen-Institutes. Beim Klimaschutz führt eine Umstellung auf ökologische Wirtschaftsweise im Pflanzenbau zu einer Halbierung der flächenbezogenen Treibhausgase.

Der Öko-Landbau bietet also bei laufender landwirtschaftlicher Produktion Antworten auf Artensterben und Klimakrise. Dadurch können unsere Ernährungsgrundlagen langfristig gesichert werden. Darüber hinaus bietet der Öko-Landbau auch wertvolle Ansätze für mehr Ernährungssouveränität des globalen Südens und der Stärkung der Landwirtschaft dort vor Ort. Mehr zur Leistung des ökologischen Landbaus für Umwelt und Gesellschaft finden Sie im Thünen-Report 65 und in der Studie zu Umwelt- und Klimawirkungen der Technischen Universität München.

Warum schützt Bio das Klima und ist gleichzeitig eine gute Maßnahme zur Klimaanpassung?

Im Vergleich zur konventionellen Landbewirtschaftung leistet die ökologische Landwirtschaft, genauer der ökologische Pflanzenbau, u.a. Folgendes für unser Klima:

Grafik stellt zentrale Ergebnisse der Studie von Hülsbergen et al. zum Thema Umwelt- und Klimaschutz mit ökologischem Landbau in einem Kreis dar.  Zusammengefasst verringert der ökologische Landbau die Kosten von Umweltschäden für die Gesellschaft. Grafik: Umwelt- und Klimaschutz mit ökologischem Landbau
© BMEL
  • Flächenbezogene Treibhausgas-Reduzierung

Die flächenbezogenen Treibhausgasemissionen werden halbiert; konkret werden die Treibhausgasemissionen um 1.750 kg CO2 Äquivalente je Hektar und Jahr gemindert.

  • CO2-Speicherung, Humusaufbau und Wasserspeicherfähigkeit im Ackerboden

Unter anderem durch weite Fruchtfolgen mit hohen Leguminosenanteilen bewirkt der ökologische Landbau eine Humus- und Kohlenstoffanreicherung in den Ackerböden in Höhe von umgerechnet 270 kg Kohlenstoff je Hektar und Jahr (im Mittel). Der Humusaufbau wirkt sich auch positiv auf das Bodengefüge, das Bodenleben und die Ertragsstabilität aus. So führt die ökologische Wirtschaftsweise zu erhöhter Regenwurmaktivität, was mit der ebenfalls besseren Durchwurzelung zu einer besseren Infiltration führt. D.h., hohe Niederschlagsmengen in kurzer Zeit durch Starkregenereignisse werden auf Bio-Böden besser aufgefangen. Auf der anderen Seite führen der hohe Humusgehalt und die vielfältigen Fruchtfolgen zu einer höheren Resilienz gegenüber Trockenheit.

  • Energieeffizienz bei Ackerbewirtschaftung

Die ökologische Landbewirtschaftung führt zur Halbierung des Energieeinsatzes, konkret von 14 auf 7 Gigajoule je Hektar und Jahr. Das liegt vor allem am Verzicht auf Mineraldünger und chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel, deren Herstellung sehr energieintensiv ist. Beim Kraftstoffeinsatz ist die Differenz zwischen ökologischer und konventioneller Bewirtschaftung gering. Insgesamt ergeben sich damit geringere Treibhausgasemissionen und auch eine verringerte Abhängigkeit der deutschen Landwirtschaft vom Einsatz fossiler Energie. 

  • Reduktion von Stickstoff-Emissionen und Abhängigkeiten von Energiemärkten

Der ökologische Landbau verzichtet auf leichtlösliche, mineralische Düngemittel und setzt im Mittel um etwa 100 kg je Hektar und Jahr weniger Stickstoff ein. Damit wird der Stickstoffüberschuss der Landwirtschaft von 80 kg auf unter 20 kg je Hektar und Jahr reduziert. Durch den Verzicht auf mineralische Düngemittel, deren Herstellung sehr energieintensiv ist, wird die Abhängigkeit von Erdgas oder Erdöl reduziert. Weiterhin werden dadurch Stickstoffemissionen (Ammoniak, Lachgas, Nitrat) in die Umwelt (Gewässer, Atmosphäre, Ökosysteme) wirksam vermindert, positive Wirkungen die auf Biodiversität erzielt und Kosten für die Trinkwasseraufbereitung eingespart.

Mehr Informationen finden Sie in der aktuellen wissenschaftlichen Studie "Umwelt- und Klimawirkungen des ökologischen Landbaus" der Technischen Universität München und in unserer Pressemitteilung zu dem Thema.

Was bedeutet mehr Öko-Landbau für die Entwicklung der landwirtschaftlichen Erträge?

Vorab: Damit uns die Erde weiterhin gut ernähren kann, müssen wir insgesamt klima- und ressourcenschonender wirtschaften. Wir wollen dafür den Anteil ökologisch bewirtschafteter Flächen ausbauen und zugleich die gesamte Landwirtschaft in ihrer Vielfalt an den Zielen von Umwelt-und Ressourcenschutz weiterentwickeln. Es ist wichtig, dass beide Bewirtschaftungssysteme voneinander lernen, so wie es gelebte Praxis ist.

Die heutige intensive, konventionelle Landwirtschaft mit ihrem hohen Dünge- und Pflanzenschutzmitteleinsatz liefert zwar derzeit im Schnitt höhere Erträge als der Öko-Landbau. Aber zum einen hängen die Ertragsunterschiede von den angebauten Kulturen und der jeweiligen Bodenqualität ab. Zum anderen drohen langfristig geringere Erträge und Ernährungsunsicherheit, weil das intensive Bewirtschaftungssystem Probleme wie z.B. Artenschwund, Bodendegradation oder Nitratbelastung von Gewässern verschärft  und sich zudem weniger anpassungsfähig an die Klimaveränderungen zeigt..

Der Öko-Landbau setzt auf nachhaltige, krisenfeste Praktiken wie z.B. weite Fruchtfolgen, hohe Leguminosenanteile, möglichst regionale Kreisläufe mit flächenangepassten Tierbeständen und geschlossenen Nährstoffkreisläufen sowie vorbeugenden, nicht-chemischen Pflanzenschutz. Diese Ansätze fördern Bodengesundheit und -fruchtbarkeit sowie die Artenvielfalt langfristig. Dadurch wird das gesamte Anbausystem oft gesünder und damit widerstandsfähiger. Die Böden auf Bio-Betrieben können aufgrund des höheren Humusgehaltes Wasser in der Regel besser halten und dadurch extreme Witterungsverhältnisse in gewissem Maß ausgleichen.

Sicherlich sind die Ertragspotenziale im Öko-Landbau noch nicht ausgeschöpft. Das BMEL setzt sich deshalb für mehr und auf Öko-Landbau ausgerichtete Forschung und Züchtung ein. Damit soll erreicht werden, Erträge, Nährstoff- und Wassernutzungseffizienz sowie Stresstoleranz gegenüber biotischen und abiotischen Faktoren im Öko-Landbau bei gleichbleibender Umweltleistung zu erhöhen.

Kann der Öko-Landbau die Bevölkerung ernähren?

Um unsere Ernährungsgrundlagen dauerhaft zu sichern, müssen wir insgesamt nachhaltiger werden – von der landwirtschaftlichen Erzeugung über die Verarbeitung bis hin zum Konsum. Folgende Beispiele verdeutlichen das: Gegenwärtig werden global rund ein Drittel der produzierten Lebensmittel weggeworfen. In Deutschland könnte der Flächenbedarf um 1,7 Millionen Hektar reduziert werden, wenn es gelänge, weniger Lebensmittel wegzuwerfen. Und: Auf etwa 60% der in Deutschland landwirtschaftlich genutzten Fläche werden Futtermittel angebaut. Gelänge eine Ernährungswende hin zu einer stärker pflanzenbetonten Ernährung, stünden auch mehr Flächen zur Verfügung.

Wenn wir also die Lebensmittelverschwendung deutlich reduzieren, unsere Gewohnheiten in Richtung einer pflanzenbetonten Ernährung umstellen und zugleich mehr in Forschung, Innovation und Stärkung der Bio-Wertschöpfungsketten investieren, wäre es möglich, die globale Nachfrage nach Lebensmitteln durch ökologische Produktionsmethoden zu decken.

Kann sich jede Bürgerin und jeder Bürger Bio-Lebensmittel leisten?

Die Lebenshaltungskosten sind in letzter Zeit stark gestiegen. Infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine verteuerten sich Energie und insbesondere auch Nahrungsmittel seit Sommer 2022 deutlich. Bei steigenden Lebenshaltungskosten achten viele beim Lebensmitteleinkauf verstärkt auf den Preis. Dabei fällt auf, dass Bio-Produkte teurer sind als konventionell erzeugte Lebensmittel, wobei die Preisunterschiede, je nach Produkt, sehr unterschiedlich ausfallen.

Grundsätzlich ist der höhere Preis des Bio-Lebensmittels ein Ausdruck dafür, dass besonders klima- und umweltgerecht sowie ressourcenschonend gewirtschaftet wird und dass bei anders produzierten Lebensmitteln externe Kosten nicht eingepreist sind.

Auffällig ist, dass die Preise für Bio-Produkte in der Krise nicht so stark gestiegen sind wie die Preise konventioneller Produkte. Die Preisschere hat sich also deutlich verringert. Das liegt im Wesentlichen an den deutlich höheren Preissteigerungen bei konventionellen Lebensmitteln. Grund dafür ist u.a., dass die Kosten für Stickstoffdünger oder Pflanzenschutzmittel, die in der konventionellen Landbewirtschaftung eingesetzt werden und in der Produktion sehr energieintensiv sind, durch die Preissteigerungen im Energiesektor deutlich gestiegen sind. Da diese synthetischen Produktionsmittel bei der Erzeugung von Bio-Lebensmitteln nicht zum Einsatz kommen, wirken sich die Preissteigerungen bei fossiler Energie nicht in diesem Maße aus. Es lag zum anderen aber auch an stabilen und häufig auch regionalen Wertschöpfungsketten im Bio-Sektor.

Wenn Produktion und Konsum im Biosektor steigen, können vermehrt Skaleneffekte am Markt erzielt und der Bio-Markt wettbewerbsfähiger gemacht werden. Mit zahlreichen Maßnahmen und nicht zuletzt mit der geplanten Bio-Strategie 2030 wirkt das BMEL deshalb darauf hin, nicht nur die Angebots-, sondern auch die Nachfrageseite zu stärken.

Ein wichtiger Ansatz ist die Verwendung von Bio-Erzeugnissen in der sog. Außer-Haus-Verpflegung, insbesondere der Gemeinschaftsverpflegung (u.a. öffentliche Kantinen in Behörden, Krankenhäusern und anderen Einrichtungen, Schulen und Kindergärten). Hier zeigen zahlreiche Beispiele landauf-landab, dass Bio-Anteile von bis zu 30 - 40 % nahezu kostenneutral möglich sind.

Um auch Verbraucherinnen und Verbraucher gut zu informieren, bedarf es einer umfassenden Kommunikation des gesellschaftlichen Nutzens von Bio-Lebensmitteln. Deshalb möchte die Bundesregierung Bürgerinnen und Bürger über die Umwelt- und Gemeinwohlleistungen der ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft und über das Kontroll- und Zertifizierungssystem bis hin zur Kennzeichnung durch das EU-Bio-Logo informieren.

Werden 2030 30 Prozent der Landwirtschaftsflächen in Deutschland ökologisch bewirtschaftet?

Das Ziel der Regierungsparteien, dass 30 Prozent der Landwirtschaftsflächen bis 2030 ökologisch bewirtschaftet werden, ist durchaus ambitioniert. Die Umstellung auf ökologische Wirtschaftsweise ist immer eine betriebsindividuelle Entscheidung. Das 30 Prozentziel kann nur erreicht werden, wenn die Erzeugungs- und Verarbeitungsunternehmen gute und perspektivisch verlässliche Voraussetzungen für eine erfolgreiche Betriebsumstellung vorfinden. Dazu müssen die Rahmenbedingungen für Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette entsprechend gestaltet sein. Insbesondere müssen sich Angebot und Nachfrage im Gleichklang weiterentwickeln.

Deshalb erarbeitet das BMEL gemeinsam mit den Ressorts, den Ländern, den Verbänden, der Wissenschaft, allen Wirtschaftsbeteiligten und Aktiven im Ernährungssektor die Bio-Strategie 2030. Sie wird über sechs Handlungsfelder insgesamt 30 Maßnahmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette umfassen, mit denen Bio in Deutschland vorangebracht werden kann. Wichtige Elemente werden neben dem Bereich der Außer-Haus-Verpflegung und der Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten auch die Stärkung der Forschung sowie die Information der Bürgerinnen und Bürger sein.

Was hat das BMEL für mehr Öko-Landbau und mehr Bio bereits auf den Weg gebracht?

Die ökologische Lebensmittelwirtschaft in Deutschland ist in den letzten Jahren deutlich gewachsen. So ist seit 2019 z.B. der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln um über 25 Prozent gestiegen. Dies konnte nicht zuletzt erreicht werden, weil das BMEL zahlreiche Maßnahmen initiiert und viele bereits umgesetzt hat:

Mit dem Bundesprogramm ökologischer Landbau (BÖL) wurden und werden viele Maßnahmen in den Bereichen Forschung und Entwicklung sowie Informationsmanagement gefördert. Mit der Fokussierung des Programms wieder eindeutig auf Öko-Landbau wurden die Mittel für den Öko-Landbau erhöht. Weitere Informationen zum BÖL finden Sie hier.

Die Verpflegung außer Haus, also z.B. in Kantinen oder Restaurants, ist der wichtigste Hebel, um die Bio-Nachfrage zu stärken. Deshalb hat die Bundesregierung mit der Bio-Außer-Haus-Verpflegungsverordnung eine gesetzliche Grundlage für die Zertifizierung und Kennzeichnung von Bio-Produkten außer Haus geschaffen. Mit einem verständlichen Logo in Gold, Silber oder Bronze können die Gäste erkennen, wie hoch der prozentuale Bio-Anteil ist. Wir unterstützen zudem Einrichtungen, die Bio-Produkte verwenden wollen, durch eine Richtlinie zur Förderung von Beratung von Unternehmen der Außer-Haus-Verpflegung. Damit können sich Kantinen und Restaurants, die ihren Einsatz von Bio-Lebensmitteln deutlich steigern und sich dazu beraten lassen möchten, bis zu 80 bzw. 90 Prozent der Beratungskosten erstatten lassen.

Außerdem führt das BMEL die langjährig etablierte Maßnahme „Bio kann jeder“ zur Unterstützung für Kitas und Schulen sowie die Informationsinitiative „BioBitte – Mehr Bio in öffentlichen Küchen“ fort.

Diejenigen Berliner Kantinen der Bundesverwaltung, die einen Bio-Anteil von 30 % und mehr anstreben, sollen über eine Förderung des BMEL durch ein Beratungsprojekt mit dem Senat Berlin begleitet werden. Darüber hinaus ist ein bundesweites Pilotprojekt mit weiteren Kantinen der Bundesverwaltung im gesamten Bundesgebiet geplant, das Kantinen auf dem Weg zu mind. 50 % Bio-Anteil begleiten und unterstützen soll.

Zudem führt das BMEL den Modellregionenwettbewerb „Ernährungswende in der Region“ durch, und stellt dafür bis 2027 bis zu 12 Millionen Euro bereit. Der Wettbewerb zielt darauf ab, eine gesunde und nachhaltige Ernährung zu fördern, unter anderem über die verbindliche Anwendung der Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) in der Gemeinschaftsverpflegung, die Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten, aber auch explizit über die verstärkte Verwendung ökologisch erzeugter Lebensmittel.

Auch in der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP) haben wir den Öko-Landbau weiter gestärkt: So ist beispielsweise das 30 % -Ziel im GAP-Strategieplan verankert. In diesem Zusammenhang wurden die Mittel zur Förderung einer ökologischen Bewirtschaftung deutlich erhöht. Dennoch liegen die Planungen deutlich hinter dem Ausbauziel der Bundesregierung. Hier wird BMEL weitere Verbesserungsmöglichkeiten prüfen. Das BMEL arbeitet zudem an einem Konzept zur Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik nach 2027. Ziel ist es, Gemeinwohlleistungen von landwirtschaftlichen Betrieben für Umwelt, Klima, Tierschutz noch stärker zu honorieren und den ökologischen Landbau mit seinen Vorteilen noch stärker zu berücksichtigen. Weitere Informationen zur GAP finden Sie hier.

Mit der Eiweißpflanzenstrategie (EPS) fördern wir den Anbau sowie die Verwertung von regional erzeugten pflanzlichen Proteinen. Wir wollen damit pflanzliche Alternativen als Proteinquellen für die Human- und Tierernährung stärken. Außerdem arbeiten wir an der inhaltlichen Weiterentwicklung der Eiweißpflanzenstrategie. Weitere Informationen zur EPS finden Sie hier.

Die vom deutschen Bundestag beschlossene verpflichtende staatliche Tierhaltungskennzeichnung umfasst fünf Haltungsstufen: Bio ist dabei als eigene Haltungsform gekennzeichnet. Nur Lebensmittel, die nach den strengen ökologischen Anforderungen erzeugt wurden, werden also mit der Haltungsform „Bio“ gekennzeichnet. Das Gesetz regelt zunächst nur die Mast von Schweinen.

Auch die Agrar- und Ernährungsforschung wird maßgeblich in Richtung des 30 %-Öko-Landbauziels ausgerichtet. Ein Konzept zur Stärkung der Öko-Landbauforschung sowohl in der Ressortforschung als auch in den Förderprogrammen des BMEL liegt vor und wird bereits in die Umsetzung gebracht. Darüber hinaus entwickelt das BMEL eine Roadmap für die Forschung zur ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft für die Jahre ab 2024.

Die Stärkung der Bio-Wertschöpfungsketten nehmen wir weiter in den Blick. Im Rahmen der Bio-Strategie 2030 sind über die im BÖL bereits geförderten Vorhaben hinaus weitere Maßnahmen in diesem Bereich geplant. So wollen wir z. B. in naher Zukunft Praxisformate zur Weiterbildung von Betrieben des Lebensmittelhandwerks und der Ernährungswirtschaft anbieten. Vernetzungsformate wie auch die Etablierung eines Best-Practice-Bio-Betriebsnetzes für Verarbeitungsbetriebe soll bestehende Unternehmen stärken und weitere Interessierten den Zugang zu Bio erleichtern. Von regionalen, funktionierenden Wertschöpfungsketten auf Augenhöhe profitiert der Ausbau des Öko-Landbaus, aber auch die Menschen und Strukturen in den Regionen.

Neben einer bereits erfolgreichen Bildungsoffensive in den grünen Berufen, sind wir mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz in Gesprächen, wie Lerninhalte der ökologischen Lebensmittelverarbeitung und des Öko-Landbaus in der beruflichen Bildung entlang der gesamten Wertschöpfungskette, also in Lebensmittelverarbeitung und Handel, aussehen können

Was können Bürgerinnen und Bürger tun, um den Öko-Landbau zu stärken?

Die Antwort ist im Grunde ganz einfach: Bürgerinnen und Bürger können sich für Bio-Lebensmittel entscheiden und ihren Speiseplan nachhaltig gestalten. Das heißt konkret, dass schon beim Einkauf verstärkt Bio-Produkte in den Einkaufskorb gelangen und auch nur solche, die tatsächlich verzehrt werden. Schließlich ist die globale Lebensmittelverschwendung für acht Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Auch beim Essen im Restaurant oder in der Kantine können, wo möglich, Speisen mit Bio-Zutaten gewählt werden. Mit jeder Kaufentscheidung kann der Öko-Landbau und damit Arten-, Klima- und Tierschutz gestärkt und vorangebracht werden.

Warum hat das BMEL eine Bio-Strategie 2030 erarbeitet?

Die Bundesregierung verfolgt das Ziel einer nachhaltigen, zukunftsfähigen Landwirtschaft – eine Landwirtschaft, in der die Bäuerinnen und Bauern ökonomisch tragfähig wirtschaften können und die zugleich Umwelt, Tieren und Klima gerecht wird. Auch die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) empfiehlt, die gesamte Land- und Lebensmittelwirtschaft in ihrer Vielfalt an den Zielen des Umwelt- und Ressourcenschutzes ausrichten. Dementsprechend hat die Bundesregierung sich unter anderem vorgenommen, dass bis 2030 30 % der landwirtschaftlichen Fläche ökologisch bewirtschaftet werden sollen. Denn der Öko-Landbau bietet Antworten auf Artensterben und Klimakrise: er erbringt bei Wasserschutz, Bodenfruchtbarkeit, Biodiversität, Ressourceneffizienz sowie bei Klimaschutz und Klimaanpassung umfangreiche Leistungen, die helfen, unsere Ernährungsgrundlagen dauerhaft zu sichern.

Für das Gelingen dieses ambitionierten Vorhabens bedarf es einer umfassenden Strategie, an der alle Akteure entlang der gesamten Wertschöpfungskette, also Bund, Länder, Wirtschaft, Wissenschaft und Praxis mitwirken müssen. Deshalb hat das BMEL auf Basis der 2017 entwickelten und seither umgesetzten Zukunftsstrategie ökologischer Landbau (ZöL) die Bio-Strategie 2030 erarbeitet – eine nationale Strategie für 30 Prozent ökologische Land- und Lebensmittelwirtschaft bis 2030.

Was ist das Ziel der Bio-Strategie 2030?

Die Bio-Strategie zielt darauf ab, entlang der gesamten Wertschöpfungskette – also über den Bereich der Erzeugung hinaus – die geeigneten Rahmenbedingungen zu schaffen bzw. bestehende Hürden zu beseitigen, damit bis 2030 30 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland ökologisch bewirtschaftet werden können.

Dabei gilt es, die ökologische Land- und Lebensmittelwirtschaft qualitativ weiterzuentwickeln. So können die Krisenfestigkeit und die Produktionspotenziale des Öko-Landbaus besser ausgeschöpft und seine wissenschaftlich belegten gesellschaftlich relevanten Umweltleistungen erhöht werden. Angestrebt wird eine ökologische Land- und Lebensmittelwirtschaft, die mit ihrer Innovationskraft substanziell zur nachhaltigen Entwicklung der gesamten Ernährungs- und Landwirtschaft beiträgt. Dazu gehört auch, konventionellen Unternehmen eine Entwicklungsperspektive aufzuzeigen und die Innovationen der ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft allen Wirtschaftsbeteiligten zugänglich zu machen.

Die Bio-Strategie 2030 stellt vier zentrale Ansatzpunkte in den Vordergrund:

  • Gesellschaftliche Leistungen der ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft besser honorieren.
  • Die Verarbeitung von Bio-Lebensmitteln unterstützen und ihren Anteil in der Außer-Haus-Verpflegung steigern.
  • Forschung, Wissenstransfer, Datenverfügbarkeit und Infrastruktur für die ökologische Lebensmittelkette stärken.
  • Lösungen für bürokratische Herausforderungen erarbeiten.

Was sind die wichtigsten Inhalte der Bio-Strategie 2030?

Mit insgesamt 30 Maßnahmen zeigt die Bio-Strategie Wege, wie die Bundesregierung gemeinsam mit Landwirtinnen und Landwirten, den Ländern, der Wissenschaft, der Wirtschaft, der Beratung und nicht zuletzt mit den Bürgerinnen und Bürgern noch bestehende Hemmnisse abbauen kann, die einem Wachstum der ökologischen Produktion und damit zugleich der Krisenfestigkeit der gesamten Land- und Ernährungswirtschaft entgegenstehen. Die vorgeschlagenen Maßnahmen geben neue, wichtige Impulse zur nachhaltigen Stärkung der ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft. Sie betrachten die gesamte Wertschöpfungskette, von den Betriebsmittelmärkten über die Erzeugung, die Verarbeitung und den Handel bis hin zur Ernährung.

Einige zentrale Maßnahmenbereiche sind:

  • Die Erzeugung stärken durch eine starke ökologische Züchtung, eine auf ökologische Wirtschaftsweise ausgerichtete Forschung, Beratung und Betriebsmittelbereitstellung
  • Förderung der auf Nachhaltigkeit ausgerichteten ökologischen Verarbeitungsunternehmen und damit Stärkung von Bio-Wertschöpfungsketten u. a. in ländlichen Regionen
  • Ausbau der Bio-Außer-Haus-Verpflegung vor allem in der Gemeinschaftsverpflegung
  • Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) an den Zielen Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz sowie Vorzüglichkeit der ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft ausrichten
  • Schaffung eines kohärenten Rechtsrahmens
  • Methoden des ökologischen Landbaus als eine Handlungsoption für den globalen Süden für das Erreichen des Menschenrechts auf angemessene Nahrung nutzbar machen,
  • Bildung und Kommunikation sowohl auf beruflicher als auch auf allgemeinbildender Ebene.

Wer war alles an der Erarbeitung der Bio-Strategie 2030 beteiligt?

Zur Entwicklung der Bio-Strategie 2030 hat das BMEL im Frühjahr 2022 einen Multi-Stakeholder- und partizipativen Prozess eingeleitet, der eine breite Beteiligung und Einbindung aller interessierten Akteurinnen und Akteure ermöglichte. So waren Vertreterinnen und Vertreter der Länder, verschiedener Ressorts, der Wissenschaft, der Lebensmittel- und Agrarwirtschaft und der landwirtschaftlichen Praxis ebenso wie die interessierte Öffentlichkeit eingebunden. In parallel arbeitenden Kompetenzteams haben Expertinnen und Experten den Status quo unterschiedlicher Fragestellungen bewertet und Maßnahmenvorschläge erarbeitet. Die Zwischenergebnisse wurden im Rahmen von Fachforen vorgestellt und diskutiert.

Diesen Prozess und die Ergebnisse hat das BMEL auf seiner Internetseite transparent dargestellt und so allen Interessierten ein Beteiligungsangebot gemacht. Auf vielen unterschiedlichen Veranstaltungen wurden außerdem in Gruppen- und Einzelgesprächen Ideen und Anmerkungen aufgenommen. Insgesamt sind etwa tausend Einzelpersonen und rund hundert Gruppen oder Institutionen erreicht worden, die sich beteiligt haben. Die Gestaltung und Koordinierung des Arbeitsprozesses lag beim BMEL; es wurde durch das Thünen-Institut, eine Ressortforschungseinrichtung des BMEL, und die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (Projektträger des BMEL) unterstützt.

Weitere Informationen zum Strategieprozess finden Sie hier.

Inwiefern werden bei der Bio-Strategie 2030 auch Zielstellungen der Bundesländer, EU-Vorhaben und internationale Prozesse berücksichtigt?

Die Bundesregierung hat sich im Koalitionsvertrag auf das Ziel von 30 Prozent ökologische Anbaufläche bis 2030 verständigt. Um das zu erreichen, hat sie sich zur Aufgabe gemacht, die bestehende Zukunftsstrategie ökologischer Landbau (ZöL) entlang der Wertschöpfungskette weiterzuentwickeln. Mit diesem Ziel ist die Bundesregierung in guter Gesellschaft: auf nationaler Ebene haben zum Beispiel die Bundesländer Baden-Württemberg (30-40 Prozent bis 2030), Bayern und Saarland (30 Prozent bis 2030) oder Hessen (25 Prozent bis 2025) vergleichbare Ziele, auch auf EU-Ebene ist das Ziel 25 Prozent bis 2030 verankert. Weitere Bundesländer haben die Zielmarke entsprechend ihrer bisher erzielten Öko-Anteile etwas geringer gesetzt. Viele Bundesländer haben Strategien und Aktionspläne zum Ausbau des Öko-Landbaus erarbeitet. In der Erarbeitung der Bio-Strategie 2030 wurden diese Pläne entsprechend berücksichtigt.

Die Bio-Strategie 2030 adressiert aber auch die Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele, der SDGs (Sustainable Development Goals, insbesondere die Ziele 1, 2, 3, 5, 6, 8, 15). Agrarökologische Ansätze (Agroecology) werden als Strategien angesehen (FAO, 2015), die die Handlungsoptionen, Akzeptanz und Wertschätzung der Landwirtschaft sowie der Bäuerinnen und Bauern weltweit erweitern. Die vom Welternährungsausschuss (Committee on World Food Security) 2021 verabschiedeten Politikempfehlungen zu agrarökologischen und anderen innovativen Ansätzen geben hier eine wichtige Richtschnur.

Wie ist der weitere Zeitplan zur Biostrategie?

Das BMEL wird kontinuierlich über die Umsetzung der Bio-Strategie 2030 berichten. Im Jahr 2026 ist eine Zwischenbilanz geplant, die Evaluation soll 2030 erfolgen.

Warum bietet die Bio-Strategie 2030 auch einen Mehrwert für die konventionelle Land- und Lebensmittelwirtschaft?

Vorab: Die Umstellung auf ökologischen Landbau und ökologische Lebensmittelverarbeitung bleibt eine betriebsindividuelle Entscheidung. Mit dem Maßnahmenkatalog der Bio-Strategie 2030 will das BMEL den Betrieben, die diesen Weg wählen, einen verlässlichen Unterstützungsrahmen und eine Entwicklungsperspektive bieten.

Die Ausdehnung der ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft kommt jedoch nicht allein dem Öko-Sektor zugute. Denn Bio schafft als Treiber für Innovation einen Mehrwert für den gesamten Landwirtschaftssektor und darüber hinaus. Der Innovationsbeitrag für die gesamte Land- und Lebensmittelwirtschaft wird deutlich anhand der zahlreichen Entwicklungen im Öko-Sektor, die mittlerweile eine breite, über den Bio-Bereich hinausgehende Anwendung finden, z. B. neue Landtechnik zur mechanischen Unkrautbekämpfung, mobile Hühnerställe, Züchtung von Leguminosen, Alternativen für künstliche Aromen, moderne Getreidemühlentechnik oder soziale Innovationen wie solidarische Landwirtschaft oder frei-Haus-Belieferungen von Lebensmittel.

Erschienen am im Format FAQ-Liste